Schwere Tumulte in Dresden
Widerstand bei Auflösung einer
kommunistischen Versammlung
Neun Todesopfer
Dresden, 26. Januar
Wie wir erfahren, kam es in der Nacht zum
Donnerstag gegen Mitternacht in Dresden zu
schweren Zusammenstößen zwischen Polizei-
beamten und Kommunisten. Eine kommu-
nistische Versammlung im Keglerheim
wurde von der Polizei aufgelöst. Dieser
Auflösung widersetzte sich die Menge
und griff die anwesenden Polizei-
beamten tätlich an. Daraufhin machte
die Polizei von der Schusswaffe Gebrauch.
Nach bisher vorliegenden Mitteilungen wurden
neun Versammlungsteilnehmer ge-
tötet, während elf mehr oder weniger
verletzt worden sind.
Das Presseamt des Polizeipräsidiums
teilt hierzu gegen 8 Uhr morgens mit:
Im Keglerheim auf der Friedrichstraße fand
am Mittwochabend eine Versammlung des
Kampfbundes gegen den Faschismus
mit dem Oberleutnant a. D. Fraedrich als
Redner statt. Da Fraedrich auch in dieser Ver-
sammlung wieder
in außerordentlich allgemeingefährlicher
Weise zu Gewalttätigkeiten aufforderte,
wurde die Versammlung von den über-
wachenden Beamten der Politischen Abteilung
für aufgelöst erklärt.
Da der polizeilichen Aufforderung
zum Verlassen des Saales nicht nach-
gekommen wurde, wurde von vorsorglich
bereit gehaltener uniformierter Polizei vor dem
Podium eine Sperrkette gebildet, die mit
der Räumung des Saales zunächst ohne An-
wendung des Gummiknüppels begann.
Im gleichen Augenblick
setzten insbesondere auf den Galerien
Sprechchöre ein: Wir bleiben da,
Sitzen bleiben, usw.
Auch wurde von den Galerien herab mit Bier-
gläsern, Aschebechern, Stühlen usw. nach den den
Saal räumenden Beamten geworfen, die teil-
weise dadurch auch getroffen wurden, und denen
auch im Saal jetzt starker Widerstand entgegen-
gesetzt wurde.
Gleichzeitig wurde von Versammlungs-
besuchern auf den Galerien
auf die Beamten scharf geschossen.
In der Notwehr machten die Beamten nun-
mehr ebenfalls von der Schusswaffe Gebrauch.
Diese Gegenwehr hatte 9 Todesopfer und
soweit sich zurzeit hat feststellen lassen, 11 Ver-
letzte zur Folge.