Dietrich, von seinem Schlosse
Landsberg, wo er sich fast immer aufhielt, Dietrich von Landsberg genannt,
sonst aber mit dem Beinamen der Weise, war ein wackerer, seine Unterthanen
gern beglückender Fürst. Den Beinamen der
Weise erwarb er sich durch seinen ungemeinen Scharfblick, mit dem er seines Landes
Verhältnisse übersah. Vor dem Geiste dieses gütigen und unter seinen Zeitgenossen
sich durch Humanität auszeichnenden Fürsten muß die Zukunft Leipzigs sich enthüllt
haben als Mittelpunkt des europäischen, ja, des Welthandels, denn in solchem
prophetischen Schauen gab er folgende vom 1. März 1268 datirte Urkunde:
"So geben wir unsern Bürgern von Leipzig, denen wir besondern Gnaden
gewogen und mit steter Gunst zugethan sind, und unserem Leipzig zu Ehren das
schon längst erhoffte Freiheits-Privilegium in dem Maaße, daß wir alle Kaufleute,
die in nur genannter Stadt Handel treiben wollen, oder Waarenlager halten, woher
sie auch sind, auch wenn wir mit den Herren dieser Kaufleute in offener Fehde leben
sollten, in dieser unserer Stadt nicht bedrücken, oder ihre Güter mit Beschlag belegen
oder gestatten werden, daß sie von irgend Jemand räuberisch an sich gebracht würden.
Auch wollen wir die Kaufleute, welche unsere schon genannte Stadt und uns dadurch
selbst beehren und Waaren in die Stadt einführen, wer sie auch sein mögen, so viel
wir können, schützen und behüten."
Diese Urkunde ist ein unvergängliches Ruhmesdenkmal für den weisen Dietrich.
Welche humane Sprache zu einer Zeit, wo der Stärkere des Schwächeren Herr und
Wegelagerei der verehrlichen Ritterschaft Handwerk war. Von da an gedieh Leipzig
wunderbar, diese Urkunde legte den Grund zu seinem Handelsflor. Die vorzüglichsten
Handelsartikel waren nicht allein Landesprodukte, wie z. B. Waid, Kermes, Tücher,
nein, in Leipzig verkaufte man levantische Waaren und Gewürze, Pfeffer war oft
in solcher Menge auf dem Markte, daß er die Stelle des Geldes vertrat. Eben so
gab es lebhaften Verkehr mit französischen, elsassischen Weinen, Salz war eine stark
von den Böhmen gesuchte Waare und es fand dagegen ein außerordentlich reger
Tauschhandel gegen böhmische Eisenwaaren statt, die die Leipziger wieder weiter
verkauften.
aus: "Das goldne Buch vom Vaterlande", Löbau: Walde, 1859, Seiten 304 und 305