Geschichte Dresdens 1945 – 1999
8.5.1945
In Dresden richtet sich die sowjetische Zentralkommandantur am Riesaer Platz (seit 1910 Riesaer
Platz, seit 18. Dezember 1945 Pestalozziplatz) in der Schule (ab 1919 die 29. Volksschule,
zwischendurch bis 1945 die Adolf-Hitler-Schule, ab 1960 die Erweiterte Oberschule "Pestalozzi",
seit 1990 das Pestalozzi-Gymnasium) ein. Stadtkommandant von Dresden ist Oberst
Gorochow
erlässt den Befehl Nr. 1 zur Sicherung der öffentlichen Ordnung.
9.5.1945
Sofort nach dem Ende der Kampfhandlungen geht es an den
Wiederaufbau,
an die Wiederherstellung normaler, menschenwürdiger Lebensverhältnisse.
--> Bericht des damals 15-jährigen Helmut Rabe, Augenzeuge der Bombenangriffe,
des täglichen Überlebenskampfes und des Wiederaufbaus
9.5.1945
Sofort nach dem Ende der Kampfhandlungen formuliert das
National-Komitee Freies Deutschland
einen Aufruf für ein freies Deutschland, Friede, Arbeit und Brot.
Am Abend wird der Aufruf in einer Zusammenkunft des neugebildeten antifaschistischen
Rochwitzer Komitees beraten. Noch in der gleichen Nacht wird er in einer kleinen
Loschwitzer Druckerei im Handbetrieb ohne Genehmigung der SMAD gedruckt.
11.5.1945
In der sächsischen Kleinstadt Schwarzenberg wird eine
"Freie
Republik"
gegründet.
6.6.1945
Der Rat der Volkskommissare der UdSSR beschließt die Einrichtung einer
Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD). Die SMAD übernimmt die
Verwaltung der Ostzone.
8.6.1945
Im völlig zerstörten Dresden gibt die
Dresdner Philharmonie
ihr erstes Konzert nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
2.7.1945
Gemäß den Vereinbarungen der alliierten Siegermächte während der Konferenz von Jalta
(4. – 11.2.1945) räumen die amerikanischen Truppen die seit dem 19. April 1945 von
den Nazis befreite Stadt Leipzig und übergeben diese an die sowjetische Besatzungsmacht.
Zuvor "exportierten" die Amerikaner
Professoren
und Techniker aus Leipzig.
17.7. – 2.8.1945
Im Potsdamer Schoss Cecilienhof findet die "Dreimächtekonferenz von Berlin"
(auch: "Berliner Konferenz" oder
"Potsdamer Konferenz")
zur Beratung zwischen drei Hauptalliierten des Zweiten Weltkrieges
(Sowjetunion, USA und Großbritannien) statt.
27.7.1945
Durch Erlass der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD)
wird für die Sowjetische Besatzungszone die Zentralverwaltung für Volksbildung
geschaffen.
31.7.1945
Nach dem Kriegsende entlädt sich vielerorts in den ehemals von Deutschen besetzten
oder zu Deutschland gehörenden Gebieten der Hass auf die Deutschen in Gewaltakten.
Tschechische Nationalisten verüben an deutschen Zivilisten das
Massaker von Aussig
(heute: Usti nad Labem).
4.8.1945
Mit dem ersten Auftritt des weltberühmten
Dresdner Kreuzchores
kehrt wieder etwas Leben in die zerstörte Stadt zurück.
17.9.1945
In Wanfried (Nordhessen) wird ein Gebietstausch zwischen der amerikanischen
und der sowjetischen Besatzungszone vereinbart (das "Wanfrieder Abkommen", auch:
Wodka-Whisky-Abkommen).
Diese Grenzveränderungen waren notwendig, weil die Eisenbahnstrecke Bebra –
Göttingen teilweise durch die sowjetische Besatzungszone lief.
1.10.1945
Wiederaufnahme des Schulunterrichts in der sowjetischen Besatzungszone
10.10.1945
Der Alliierte Kontrollrat erlässt das
Kontrollratsgesetz Nr. 2,
mit dem die NSDAP sowie weitere 61 nationalsozialistische Organisationen aufgelöst werden.
21.10.1945
Die tschechoslowakische Nationalversammlung in Prag erlässt die so genannten
Benes-Dekrete,
die zur entschädigungslosen Enteignung und Vertreibung von drei Millionen
Sudetendeutschen und Ungarn führen.
14.1.1946
Die Westmächte einigen sich in Paris über die Entnahme von
Reparationsleistungen
aus den drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands.
19. und 20.4.1946
Für die Ostzonen-Organisationen beschließen der XV. Parteitag der KPD
und der XXXX. Parteitag der SPD jeweils ihre Vereinigung.
17.5.1946
Der Leiter der Propaganda- und Informationsabteilung im SMAD Oberst Sergej Iwanowitsch
Tulpanow
(1901 – 1984) übergibt dem „Filmarchiv“ die „Lizenz zur Herstellung von Filmen
aller Art“. Die Deutsche Film AG (DEFA) mit Sitz in Potsdam-Babelsberg wird
gegründet.
25.5.1946
Die USA stoppen die vereinbarten
Reparationsleistungen
aus der amerikanischen Besatzungszone an die UdSSR.
30.6.1946
Volksentscheid über die Enteignung von Nazi- und Kriegsverbrechern
in der Sowjetischen Besatzungszone
1.7.1946
Das für die Länder der Sowjetischen Besatzungszone geltende
"Gesetz zur Demokratisierung der deutschen Schule" ersetzt das gegliederte Schulsystem
durch das Einheitsschulsystem, das aus mehreren einheitlich organisierten Schulformen
und die achtjährige Grundschule als Kernbestandteil besteht.
20.7.1946
In Dresden wird die am Ende des Zweiten Weltkrieges durch die Nazis gesprengte
Brücke der Einheit
feierlich für den Verkehr freigegeben.
25.9.1946
Der bekannte Schauspieler
Heinrich
George
(1893 – 1946) stirbt in sowjetischer Haft an den Folgen einer Blinddarmentzündung.
15.10.1946
Im Ostberliner Admiralspalast wird mit dem
DEFA-Film
"Die Mörder sind unter uns" der erste deutsche Film nach dem Zweiten Weltkrieg uraufgeführt.
20.10.1946
In der Sowjetischen Besatzungszone finden
Kreis- und Landtagswahlen
statt. Bei den Landtagswahlen in Sachsen erreicht die
Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)
59 der insgesamt 120 Sitze. Es folgen die
Liberal-Demokratische Partei Deutschlands (LDPD)
mit 30 Sitzen, die Christlich Demokratische Partei
(CDU) mit 28 Sitzen, die Bauernhilfe mit 2 Sitzen
und der Kulturbund mit einem Sitz.
28.2.1947
Der Sächsische Landtag beschließt die neue Verfassung
des Landes Sachsen.
8.5.1947
In Sachsen in der sowjetischen Besatzungszone werden per Gesetz
die Bergwerke und Bodenschätze entschädigungslos in das
Eigentum des Landes Sachsen
überführt.
13.6.1947
Der Ministerpräsident des Landes Sachsen Dr. Rudolf
Friedrichs
(1892 – 1947) stirbt in Dresden. Die sich um seinen Tod rankenden
Mordgerüchte
widerlegen die Historiker.
30.4.1948
In Pirna-Sonnenstein werden
Heimkehrer
aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft
feierlich empfangen. Mit einer Rede des sächsischen Ministerpräsidenten Max
Seydewitz
(1892 – 1987) und Starthilfen sollen die Heimkehrer schnell in die Gesellschaft
eingegliedert werden.
20.6.1948
In den drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands findet eine
Währungsreform
statt.
13.10.1948
Im Karl-Liebknecht-Schacht des Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenreviers in Westsachsen
fördert der Bergmann Adolf
Hennecke
(1905 – 1975) 24,4 m³ Kohle und überbietet damit die Hauer-Norm (6,3 m³) um 387 %.
Diese Normübererfüllung ist der
Beginn der Hennecke-Bewegung
in der sowjetischen Besatzungszone.
25.11.1948
Der erste Laden der staatlichen HO
(Handelsorganisation)
in Dresden wird in der Kesselsdorfer Straße 11 in Löbtau eröffnet.
4.4.1949
Gründung der NATO
23.5.1949
Mit der "Vorläufigen Arbeitsordnung der Universitäten und Hochschulen
der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands" werden die 1946 gegründeten
Vorstudienanstalten (besser bekannt als Arbeiter-und-Bauern-Fakultäten)
in den Rang von Fakultäten erhoben. An ihnen erwerben vor allem Arbeiter
und Bauern die Hochschulreife.
--> Bericht des Arbeiterkindes und späteren Uni-Professors Heinz
Rose
7.10.1949
Gründung der DDR
Konstituierung des deutschen Volksrates als provisorische Volkskammer
10.10.1949
Formale Auflösung der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD)
und Bildung der Sowjetischen Kontrollkommission.
Damit übernimmt die Provisorische Regierung der DDR die Verwaltung.
11.10.1949
Wilhelm
Pieck
(1876 – 1960) wird zum Präsidenten der DDR gewählt.
12.10.1949
Die Volkskammer bestätigt die Regierung Otto
Grotewohl
(1894 – 1964).
22.11.1949
Auf Betreiben der USA wird in Paris das Coordinating Committee on Multilateral Export Controls
(dt. "Koordinationsausschuss für multilaterale Ausfuhrkontrollen", kurz: CoCom) gegründet.
Ziel ist es, den sozialistischen Ländern den Zugang zu modernen Technologien (Waffen,
Kernenergietechnik, Mikroelektronik) zu verwehren. Mitgliedsländer sind Australien, Belgien,
Dänemark, BRD, Frankreich, Griechenland, Italien, Japan, Kanada, Luxemburg, Niederlande,
Norwegen, Portugal, Spanien, Türkei, Großbritannien und USA.
Darüber hinaus halten sich auch Finnland, Österreich, Schweden und die Schweiz an die
Embargo-Bestimmungen der CoCom.
Am 31. März 1994 wird das CoCom aufgelöst.
8.2.1950
Nachdem das Politbüro der SED bereits am 24. januar 1950 den Beschluss zur Bildung
des Ministeriums für Staatssicherheit gefasst hatte, bestätigt die Volkskammer der DDR
am 8. Februar 1950 einstimmig das Gesetz über die Bildung eines Ministeriums für
Staatssicherheit.
Am 16. Februar wird Wilhelm
Zaiser
(1893 – 1958) als Leiter ernannt. Erich
Mielke
(1907 – 2000) wird sein Stellvertreter.
17.6.1950
Der stellvertretende Ministerpräsident der DDR Walter
Ulbricht
(1893 – 1973) legt den Grundstein für den Bau der
Talsperre Sosa
in der Nähe von Eibenstock im Erzgebirge.
15.10.1950
Die Wahlen zur 1. Volkskammer der DDR, zu den Landtagen, den Kreistagen
und den Gemeindevertretungen werden nach Einheitslisten der Nationalen Front
durchgeführt. Die Sitze werden nach einem Schlüssel der Parteien und
Massenorganisationen verteilt, den der Demokratische Block (vorher: der Antifa-Block)
festgelegte. Proteste gegen diese "Einheitswahlen" werden als "Boykotthetze"
hart bestraft. Statt allgemeine, gleiche und geheime Wahlen – wie es von der
Verfassung vorgeschrieben ist – gilt die Einheitsliste.
15.12.1950
"Gesetz über die Schulpflicht in der Deutschen Demokratischen Republik"
30.1.1951
Die Volkskammer der DDR richtet einen Appell an den Bundestag der BRD,
der einen Vorschlag zur Einberufung eines Gesamtdeutschen Konstituierenden Rates
"Deutsche an einen Tisch" enthält.
22.4.1951
In der Dresdner Grunaer Straße ist Baustart für den Wohnungsbau.
3.8.1951
In der Ost-Berliner Stalin-Allee (bis 1949: Große Frankfurter Straße, seit 1961:
Karl-Marx-Allee) wird das
Stalin-Denkmal
feierlich enthüllt.
26.8.1951
In Dresden wird der
Pionierpalast
"Walter Ulbricht" feierlich eröffnet.
10.3.1952
Der sowjetische Staatsführer Josef Wissarionowitsch
Stalin
(1878 – 1953) schlägt den drei Westmächten (USA, Großbritannien und Frankreich) vor,
Verhandlungen über einen Friedensvertrag mit einer gesamtdeutschen Regierung
(Stalin-Note)
aufzunehmen.
26./27.5.1952
Der Ministerrat der DDR beschließt eine 5 km lange Sperrzone
an der Demarkationslinie.
8.6.1952
Im thüringischen Merxleben wird die
erste LPG
(Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) der DDR gegründet.
9.7.1952
Die 2. Parteikonferenz der SED beschließt den Aufbau des Sozialismus in der DDR,
die Neugliederung der DDR und die Kollektivierung der Landwirtschaft.
25.7.1952
Der Sächsische Landtag beschließt die
Auflösung des Landes Sachsen.
Dafür erfolgt die Gliederung in die Bezirke Dresden, Leipzig
und Chemnitz (ab 10.5.1953: Karl-Marx-Stadt).
7.8.1952
In der DDR wird die Gesellschaft für Sport und Technik (GST) gegründet.
21.12.1952
Auch in der DDR wird in Vorbereitung des 73. Geburtstages
des "großen Generalissimus" Josef Wissarionowitsch
Stalin
(1878 – 1953) der
Personenkult
sichtbar.
10.5.1953
Durch das Zentralkomitee der SED und die Regierung der DDR
erfolgt die Umbenennung der Stadt Chemnitz in Karl-Marx-Stadt.
31.5.1953
Der stellvertretende Ministerpräsident der DDR und Erste Sekretär
des ZK der SED Walter
Ulbricht
(1893 – 1973) legt am Altmarkt in Dresden den
Grundstein
für den Aufbau einer modernen sozialistischen Großstadt.
16.6.1953
Die Bauarbeiter in der Ost-Berliner Stalinallee streiken und protestieren gegen Normerhöhungen.
17.6.1953
Auch in Dresden finden
Demonstrationen
mehrerer Tausend Menschen für bessere Lebensbedingungen,
für freie Wahlen und gegen die Regierung statt.
24. – 26.7.1953
Auf 15. Tagung des Zentralkommitees (ZK) der SED wird an der Generallinie der Partei
festgehalten. Walter
Ulbricht
(1893 – 1973) wird 1. Sekretär des ZK der SED.
13.9.1953
In Dresden wird am Fučikplatz (früher: Stübelplatz, seit 1951 Fučikplatz,
seit 1991: Straßburger Platz) eine Gedenkstätte für den tschechischen Schriftsteller
Julis
Fučik
(1903 – 1943) enthüllt.
29.10.1953
Die Stasi beginnt die
Aktion "Feuerwerk"
mit der Verhaftung Dutzender BND-Spione in mehreren Städten der DDR.
25.3.1954
Erklärung der Regierung der UdSSR über die Anerkennung der Souveränität der DDR
18. – 22.8.1954
In Leipzig findet das I. Deutsche Turn- und Sportfest statt.
24.3.1955
Der bekannte Dresdner Physiker
Manfred von Ardenne
(1907 – 1997) hatte zehn Jahre lang in der Sowjetunion am Bau der
Atombombe mitgewirkt und damit einen Teil der deutschen Wiedergutmachung
geleistet. Endlich darf er nach Dresden zurückkehren.
7.5.1955
Erstmals endet eine Etappe der
Friedensfahrt
in Dresden. Zehntausende begeisterte Zuschauer begrüßen die Fahrer
auf den Straßen und im völlig überfüllten Heinz-Steyer-Stadion.
Der Etappensieger Joseph Verhelst (Belgien) darf einen Löwen
des Dresdner Zoos taufen.
11.5.1955
Abschluss der Vertrages über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand
(Warschauer Vertrag)
26.5.1955
Die Sowjetunion erkennt in ihrer
Belgrader Deklaration
zum ersten Mal an, dass es verschiedene Wege zum Sozialismus gibt.
24.7.1955
Der sowjetische Staats- und Parteichef Nikita Sergejewitsch
Chruschtschow
(1894 – 1971) besucht Ost-Berlin und erklärt die deutsche Wiedervereinigung
als innerdeutsche Angelegenheit. Die sozialistischen Errungenschaften dürften
aber nicht preisgegeben werden. (Zwei-Staaten-Theorie)
18.8.1955
Verordnung des Ministerrates der DDR über Produktionsgenossenschaften (PGH)
des Handwerks
25.8.1955
Die Sowjetunion gibt
Gemälde
an Dresden
zurück, die nach dem Kriegsende als Kompensation für die durch die Nazis geraubte russische Kunst
angesehen wurden.
27.8.1955
Die Nationalen Olympischen Kommitees (NOK) der DDR und der BRD beschließen,
mit einer gemeinsamen deutschen Mannschaft an den Olympischen Spielen 1956
teilzunehmen.
23.11.1955
Die ehemalige Chefsekretärin des DDR-Ministerpräsidenten Otto
Grotewohl
(1894 – 1964) Helene
Barczatis
(1912 – 1955) wird in der Zentralen Hinrichtungsstätte der DDR
in der Untersuchungshaftanstalt Dresden I
durch das Fallbeil hingerichtet.
Ihr wurde jahrelange Spionage für den Bundesnachrichtendienst (BND) nachgewiesen.
18.1.1956
Gesetz über die Schaffung der
Nationalen Volksarmee
(NVA) und des Ministeriums für Nationale Verteidigung
4.3.1956
Der stellvertretende Ministerpräsident der DDR und Erste Sekretär
des ZK der SED Walter
Ulbricht
(1893 – 1973) distanziert sich nach seiner Rückkehr aus Moskau,
wo er als Teilnehmer des XX. Parteitages der KPdSU (14. – 25.2.1956)
am 25.2. die fünfstündige Geheimrede von Nikita
Chruschtschow
(1894 – 1971) über
Stalins
Verbrechen
hörte, im SED-Zentralorgan "Neues Deutschland" von
Stalin
(1878 – 1953).
21. und 22.4.1956
Die Sowjets entdecken einen
Spionagetunnel
unter der Berliner Mauer, in dem die CIA die Telefonate der sowjetischen Botschaft belauschte.
2. – 5.8.1956
In Leipzig findet das II. Deutsche Turn- und Sportfest statt.
Am 4. August 1956 wird das neue „Stadion der Hunderttausend“
vor 100.000 Zuschauern mit dem Spiel SC Wismut Karl-Marx-Stadt
(später: BSG Wismut Aue, heute: FC Erzgebirge Aue)
gegen Honved Budapest (1:3) offiziell eingeweiht.
6.10.1956
In einem denkwürdigen Fußballspiel zwischen dem DDR-Meister SC Wismut Karl-Marx-Stadt
(später: BSG Wismut Aue, heute: FC Erzgebirge Aue) und dem Vize-Meister der BRD
1. FC Kaiserslautern (3:5) erzielt der Lauterer Fritz
Walter
(1920 – 2002) das
Tor des Jahrhunderts,
indem er eine Flanke im Hechtsprung mit seiner Hacke ins Tor jagt.
5.1.1957
Der 34. Präsident der USA (1953 – 1961) Dwight David "Ike"
Eisenhower
(1890 – 1969) verkündet in einer Grundsatzrede vor dem Kongress
in Washington seine
Eisenhower-Doktrin.
Als Reaktion auf die Suezkrise fordert er zur Eindämmung des sowjetischen
Einflusses im arabischen Raum eine aggressive Politik des Rollback.
9.3.1957
Der Philosoph Wolfgang
Harich
(1923 – 1995) wird vom Obersten Gericht der DDR zu
zehn Jahren Zuchthaus
verurteilt.
3.5.1957
In Nürnberg müssen sich 23 ehemalige Direktoren der
IG Farben
für ihre Verbrechen während der Nazizeit verantworten.
13.10.1957
Innerhalb von nur zehn Stunden
(Aktion "Blitz")
zwischen 12 und 22 Uhr werden in der DDR alle Banknoten gegen neue Banknoten
umgetauscht. Pro Person werden 300 Deutsche Mark getauscht. Höhere Beträge
werden gutgeschrieben und auf ihre "spekulative Herkunft" geprüft.
Gleichzeitig werden die alten Geldscheine ungültig.
29.5.1958
Abschaffung der Lebensmittelkarten in der DDR
7.6.1958
Die Notlandung eines
Hubschraubers der US-Army
auf dem Territorium der DDR führt zu einem wochenlangen
diplomatischen Tauziehen.
10.11.1958
Der sowjetische Staats- und Parteichef Nikita Sergejewitsch
Chruschtschow
(1894 – 1971) stellt das Berlin-Ultimatum.
8.12.1958
Auflösung der Länderkammer der DDR
15.1.1959
Das ZK der SED beschließt die Umgestaltung des Schulwesens
und die Einführung der zehnklassigen Polytechnischen Oberschule (POS).
4.3.1959
Das unter Leitung des Konstrukteurs Brunolf
Baade
(1904 – 1969) entwickelte
Flugzeug 152 stürzt ab.
Alle vier Besatzungsmitglieder sterben. Wegen dieses Rückschlags
endet die Entwicklung der Flugzeugindustrie in der DDR.
24.4.1959
Die 1. Bitterfelder Konferenz diskutiert kulturpolitische Probleme
und ruft auf "Greif zur Feder, Kumpel! Die sozialistische Nationalkultur braucht dich."
3.6.1959
Per Gesetz wird die endgültige Vergesellschaftung der Landwirtschaft in der DDR
beschlossen. Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG) werden gebildet.
13. – 16.8.1959
In Leipzig findet das III. Deutsche Turn- und Sportfest statt.
1.10.1959
Gesetz über den 7-Jahres-Plan
Gesetz über die neue Staatsflagge mit Hammer, Zirkel und Ährenkranz in Schwarz-Rot-Gold
15.10.1959
In München wird der nationalistische ukrainische Politiker
Stepan
Bandera
(1909 – 1959) durch einen KGB-Agenten ermordet.
2.12.1959
Mit dem "Gesetz über die sozialistische Entwicklung des Schulwesens in der
Deutschen Demokratischen Republik" wird die zehnklassige allgemeinbildende
Oberschule als einheitlicher Schultyp für alle Schüler eingeführt.
11.2.1960
Der deutsche Romanist, Universitätsprofessor und Politiker
Victor
Klemperer
(1881 – 1960) stirbt in Dresden. Sein bekanntestes Werk "LTI - Notizbuch eines Philologen"
(Lingua Tertii Imperii: Sprache des Dritten Reiches) erschien 1947 und
ist seitdem eines der am meisten gelesenen Bücher in Deutschland.
21.3.1960
Im DDR-Fernsehen wird erstmals die politisch-agitatorische Sendung
"Der Schwarze Kanal"
von und mit Karl-Eduard
von Schnitzler
(1918 – 2001) ausgestrahlt.
14.4.1960
Die Kollektivierung der Landwirtschaft in der DDR ist abgeschlossen.
Dies gilt als "Sieg der sozialistischen Produktionsverhältnisse auf dem Lande".
15.6.1961
Der Vorsitzende des Staatsrates der DDR und Erste Sekretär
des ZK der SED Walter
Ulbricht
(1893 – 1973) antwortet im Rahmen einer internationalen Pressekonferenz in Berlin
auf die Frage eines Journalisten: "Ich verstehe Ihre Frage so, dass es in
Westdeutschland Menschen gibt, die wünschen, dass wir die Bauarbeiter der Hauptstadt
der DDR dazu mobilisieren, eine Mauer aufzurichten. Mir ist nicht bekannt, dass eine
solche Absicht besteht. Die Bauarbeiter unserer Hauptstadt beschäftigen sich mit
Wohnungsbau, und ihre Arbeitskraft wird dafür voll eingesetzt.
Niemand
hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!"
16.8.1961
Sperrung der Grenze zur BRD für alle Bürger der DDR
August 1961
In Dresden werden erstmals in Linienbussen und Straßenbahnen so genannte
Zahlboxen
eingesetzt. Dadurch werden die Schaffner eingespart.
5.10.1961
Die Technische Hochschule Dresden erhält auf Beschluss des Ministerrates der DDR
den Status einer Technischen Universität. Sie heißt seitdem
Technische Universität Dresden.
25.10.1961
Am Berliner Grenzübergang
Checkpoint Charly
eskaliert die Situation, nachdem DDR-Grenzposten US-amerikanische Zivil-
und Militärangehörige nicht unkontrolliert passieren lassen wollen.
27.10.1961
In Salzgitter (BRD) wird die
zentrale Erfassungsstelle
zur systematischen Registrierung staatlicher Unrechtshandlungen
in der DDR eingerichtet.
14.11.1961
In der Berliner Stalinallee wird das viereinhalb Meter hohe
Stalin-Denkmal
abmontiert und eingeschmolzen.
Der Straßenname wird in Karl-Marx-Allee geändert.
15.12.1961
Der ehemalige SS-Obersturmbannführer Adolf
Eichmann
(1906 – 1962), der als Leiter des Referats für die Judenfrage im
Reichssicherheitshauptamt mitverantwortlich für die Ermordung von
sechs Millionen Juden in Europa war, wird in Israel
zum Tode verurteilt.
30.12.1961
Der Vorsitzende des Staatrates der DDR und Erster Sekretär des Zentralkommitees
(ZK) der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) Walter
Ulbricht
(1893 – 1973) beziffert in einem Interview mit der sowjetischen Tageszeitung
"Prawda" die Schäden der Massenflucht aus der DDR mit 30 Milliarden Mark.
24.1.1962
In der DDR wird die allgemeine
Wehrpflicht
eingeführt. In der BRD wurde die Wehrpflicht bereits
im Juli 1956 eingeführt.
30.4.1963
Am Postplatz in Dresden beginnt der
Abriss der Sophienkirche.
Dies war das letzte halbwegs erhaltene gotische Bauwerk der Stadt.
1. – 4.8.1963
In Leipzig findet das IV. Deutsche Turn- und Sportfest statt.
3.10.1963
Am Rheinufer in Düsseldorf errichten etwa 20 Mitglieder der evangelischen
Vereinigung "Deutscher Jugendbund Entschieden für Christus" einen
Scheiterhaufen, singen fromme Lieder und verbrennen neben billigen
Romanheften und Bildern mit Kinoreklame und Pin-Up-Girls die Bücher
"Der Fall" von Albert
Camus
(1913 – 1960), "Die Blechtrommel" von Günter
Grass
(1927 – 2015, Nobelpreis für Literatur 1999), "Herz auf Taille" von Erich
Kästner
(1899 – 1974), "Lolita" von Vladimir
Nabokov
(1899 – 1977) und "In einem Moment, in einem Jahr" von Françoise
Sagan
(1935 – 2004).
17.12.1963
erstes Abkommen über die Ausgabe von Passierscheinen zwischen der DDR
und dem Senat von Berlin-West
2.1.1964
Beginn der Ausgabe neuer Personalausweise für die DDR-Bürger
mit dem Vermerk "Bürger der Deutschen Demokratischen Republik"
1.8.1964
In der DDR werden neue Banknoten ausgegeben.
Sie enthalten den Vermerk "Mark der Deutschen Notenbank".
7.9.1964
In der DDR wird der Wehrdienst ohne Waffe (Bausoldat) eingeführt.
9.9.1964
Der Ministerrat der DDR beschließt, Rentnern der DDR einmal im Jahr
einen in der BRD oder Westberlin zu erlauben.
24.9.1964
Willy
Stoph
(1914 – 1999) wird zum Vorsitzenden des Ministerrates der DDR
und zum Stellvertreter des Staatsrates der DDR ernannt.
25.11.1964
Festlegung des Zwangsumtausches von Deutscher Mark der BRD
in Mark der Deutschen Notenbank der DDR für Reisende aus der BRD,
aus Westberlin und anderen westlichen Ländern in die DDR.
25.2.1965
Mit dem "Gesetz über das einheitliche sozialistische Bildungssystem"
wird in der DDR das Ziel formuliert, "allseitig entwickelte sozialistische
Persönlichkeiten" zu erziehen.
27.3.1965
Der US-amerikanische Jazz-Sänger
Luis
Armstrong
(1901 – 1971) tritt vielumjubelt in der DDR auf. Er ist im Kalten Krieg
der erste große Show-Star aus den USA, der in der DDR auftritt.
8.10.1965
Der Vorsitzende der Staatsrates der DDR und Erster Sekretär des Zentralkommitees (ZK)
der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) Walter
Ulbricht
(1893 – 1973) stellt den Antrag auf Aufnahme der DDR in die UNO.
3.12.1965
Der Vorsitzende der Staatlichen Plankommission der DDR Erich
Abel
(1917 – 1965) erschießt sich mit seiner Dienstwaffe.
16.12.1965
In der DDR werden zwölf der vierzehn in diesem Jahr hergestellten
DEFA-Filme
verboten
wegen angeblicher "kapitalistischer Unkultur und Unmoral".
21.12.1965
Die Volkskammer der DDR verabschiedet das
Familiengesetzbuch der DDR.
Das Gesetz tritt am 1. April 1966 in Kraft und geht von der "Familie als Keimzelle
der sozialistischen Gesellschaft" aus.
13.8.1966
In der Hauptstadt der DDR findet anlässlich des 5. Jahrestages der Errichtung
der Berliner Mauer eine Truppenparade durchgeführt.
7.10.1966
Anlässlich des 17. Jahrestages der DDR wird am Pirnaischen Platz in Dresden
ein
14-geschossiges Hochhaus
eröffnet. Markant ist der Schriftzug "Der Sozialismus siegt" über dem obersten Stockwerk.
20.2.1967
Gesetz über die Staatsbürgerschaft der DDR
2.6.1967
Während einer Demonstration gegen den Besuch des diktatorischen Schahs von Persien Mohammad Reza
Pahlavi
(1919 - 1980) in West-Berlin wird der Student
Benno
Ohnesorg
erschossen.
Deshalb und weil der Todesschütze danach gerichtlich freigesprochen wird, radikalisiert sich
die Studentenbewegung in der BRD und in West-Berlin und mündet in die Gründung der Terrorgruppen
"Bewegung 2. Juni" und "Rote-Armee-Fraktion".
13.6.1967
Nach jahrelangem Zögern erklärt sich die Bundesregierung endlich bereit,
im gesamtdeutschen Sportverkehr die
DDR-Flagge
zu dulden.
28.8.1967
In der DDR wird die 5-Tage-Arbeitswoche mit 43 3/4 Stunden Arbeitszeit
eingeführt.
24. – 27.7.1969
In Leipzig findet das V. Deutsche Turn- und Sportfest statt.
25.7.1969
Der bekannte Maler
Otto
Dix
(1891 – 1969) stirbt.
7.10.1969
Am 20. Gründungstag der DDR erfolgt die feierliche
Eröffnung des Kulturpalasts
in Dresden. Kurt
Masur
(1927 – 2015) dirigiert die Dresdner Philharmoniker.
23.2.1970
Der DDR-Staatsratsvorsitzende Walter
Ulbricht
(1893 – 1973) fordert
"Überholen
ohne einzuholen",
indem die Arbeitsproduktivität in der DDR sprunghaft erhöht wird.
19.3.1970
In Erfurt treffen sich der Vorsitzende des Ministerrates der DDR Willy
Stoph
(1914 – 1999) und der Bundeskanzler der BRD Willy
Brandt
(1913 – 1992). Am 21. Mai 1970 folgt der Gegenbesuch von Willy
Stoph
in Kassel (BRD).
4.10.1970
In Dresden wird aus Anlass des 75. Geburtstages von Dr. Richard
Sorge
(1895 – 1944) die Lennéstraße in
Dr.-Richard-Sorge-Straße umbenannt.
7.12.1970
Im Rahmen seines Besuchs in der Volksrepublik Polen besucht Bundeskanzler Willy
Brandt
(1913 – 1992) in Warschauer das Denkmal für die ermordeten Juden. Mit dem
Kniefall
des Bundeskanzlers
will dieser um Vergebung für die Opfer der Nazi-Diktatur bitten.
22.2.1971
Der Dresdner Kreuzkantor Rudolf
Mauersberger
(1889 – 1971) stirbt in Dresden.
23.8.1971
Die vier Großmächte Sowjetunion, USA, Großbritannien und Frankreich einigen sich über den
Status von Westberlin.
Dieses Viermächteabkommen gilt bis zum 3. Oktober 1990.
10.12.1971
Der ehemalige Bundeskanzler
Willy Brandt
(1913 – 1992) erhält den
Friedensnobelpreis
für seine Entspannungs- und Ostpolitik.
27.4.1972
Ein
Misstrauensantrag
gegen den SPD-Bundeskanzler Willy
Brandt
(1913 – 1992) scheitert.
1.8.1973
Der Vorsitzende des Staatsrats der DDR
Walter
Ulbricht
(1893 – 1973) stirbt
im Gästehaus der Regierung der DDR am Döllnsee in der Nähe Berlins
an den Folgen eines Schlaganfalls. Im April 1971 war er von Erich
Honecker
(1912 – 1994) politisch entmachtet und von fast allen politischen Ämtern
(außer das einflusslose Amt des Vorsitzenden des Staatsrats der DDR)
entfernt.
29.7.1974
Der am 23. Februar 1899 in Dresden geborene Schriftsteller
Erich
Kästner
(1899 – 1974) stirbt in München.
12.2.1976
In Bonn verabschiedet der Bundestag der BRD eines Neufassung des sog.
Abtreibungsparagrafen
(Paragraf 218 Strafgesetzbuch).
19.8.1976
Der in Zeitz wirkende
Pfarrer Otto
Brüsewitz
(1929 – 1976) verbrennt sich selbst
aus Protest gegen die Kirchenpolitik der DDR.
3.11.1976
Der Schriftsteller
Reiner Kunze
(geboren 1933) wird aus dem Schriftstellerverband der DDR ausgeschlossen.
26.11.1976
Der DDR-Kritiker
Robert
Havemann
(1910 – 1982) wird zu Hausarrest verurteilt.
25. – 31.7.1977
In Leipzig finden das VI. Deutsche Turn- und Sportfest
und die VI. Kinder- und Jugendspartakiade statt.
2.1.1978
Der ehemalige Geheimdiplomat der DDR und gleichzeitige Agent der DDR-Staatssicherheit Hermann Günter
von Berg
(1933 – 2019) veröffentlicht im BRD-Magazin "Der Spiegel" ein
"Manifest
der DDR-Opposition",
in dem er u. a. fragt "Warum wird der Abstand DDR – BRD immer größer?"
30.3.1978
Der österreichische Bundeskanzler Dr. Bruno
Kreisky
(1911 – 1990)
besucht
die DDR.
Dies ist der erste Besuch eines westlichen Regierungschefs in der DDR.
22.10.1978
Der schwedischen Schriftstellerin Astrid
Lindgren
(1907 – 2002) wird in der Paulskirche in Frankfurt/Main der Friedenspreis
des Deutschen Buchhandels verliehen. In ihrer
Dankesrede
("Niemals Gewalt!") fordert die weltweit sehr erfolgreiche Kinderbuchautorin
(u. a. Pippi Langstrumpf, Ronja Räubertochter, Michel aus Lönneberga,
Kalle Blomquist, Karlsson vom Dach, die Kinder von Bullerbü)
sehr eindringlich eine gewaltfreie Erziehung der Kinder.
7.6.1979
Die Mitgliederversammlung des Berliner Bezirksverbandes beschließt den
Ausschluss
von mehreren Schriftstellern aus dem Schriftstellerverband der DDR.
4.11.1980
An der
Berliner Mauer
sterben zwischen 1961 und 1989 insgesamt 136 Menschen, unter ihnen acht
Grenzsoldaten.
26.6.1981
In Leipzig wird der mit dem Stasi-Ministerium unzufriedene
und dem Alkohol zugeneigte Stasi-Hauptmann Dr. Werner
Teske
(1942 – 1981) wegen Spionage in besonders schwerem Fall
mit vorbereiteter Fahnen- und Republikflucht
hingerichtet.
Dies war die letzte Vollstreckung eines Todesurteils in der DDR.
31.8.1981
In Dresden erfolgt für das
Neubangebiet Gorbitz
die Grundsteinlegung. Bis 1990 werden für 40.000 Mieter hochmoderne Wohnungen gebaut.
25. – 31.7.1983
In Leipzig finden das VII. Deutsche Turn- und Sportfest
und die IX. Kinder- und Jugendspartakiade statt.
28.12.1984
In der Dresdener Innenstadt vor dem Centrum-Warenhaus in der Prager Straße
wird am hellichten Tag ein fünf Monate altes Kind entführt. Trotz der sofort
einsetzenden intensiven Suche –
Der Fall Felix
wird eine der größten Polizeiaktion in der Geschichte der DDR. –
bleibt der kleine Junge bis heute verschwunden.
13.2.1985
Die
Semperoper
in Dresden wird feierlich wiedereröffnet.
Für das im Februar 1945 zerstörte Gebäude erfolgte am 24.6.1977 die
Grundsteinlegung für den Wiederaufbau. Insgesamt kostete der Bau 225 Mio. Mark.
21.7.1986
Der in der Bundesrepublik tätige
DDR-Spion
Herbert Meißner
(geboren 1927) kehrt in die DDR zurück.
11.5.1987
Der als
"Schlächter von Lyon"
berüchtigte ehemalige SS-Hauptsturmführer Klaus
Barby
(1913 – 1991) wird in Lyon vor Gericht gestellt und verurteilt.
27.7. – 2.8.1987
In Leipzig finden das VIII. Deutsche Turn- und Sportfest
und die XI. Kinder- und Jugendspartakiade statt.
28.8.1988
Bei einer Flugschau auf dem US-Luftwaffenstützpunkt
Ramstein
(Rheinland-Pfalz) stürzt ein Militär-Jet in die Zuschauermenge. Dabei sterben 70 Menschen.
12.9.1988
Die in Dresden ansässige Chipfabrik ZMD überreicht dem Staatsratsvorsitzenden Erich
Honecker
(1912 – 1994) einen
Ein-Megabit-Speicher,
den ersten funktionierenden Schaltkreis.
5.2.1989
Der 20-jährige
Chris
Gueffroy
stirbt an der Berliner Grenze beim Versuch, in den Westteil der Stadt zu fliehen.
7.5.1989
Bei den Kommunalwahlen in der DDR wurden die Volksvertreter in Gemeinden, Städten und Kreisen
gewählt. Nach offiziellen Angaben lag die Wahlbeteiligung bei 98,77 % und die gültigen Stimmen
für den Wahlvorschlag - die Einheitsliste der Nationalen Front - bei 98,85 %.
Beobachter der öffentlichen Stimmenauszählung bewiesen
Wahlfälschung.
Dies stärkte die Oppositionsbewegung in der DDR massiv.
4.9.1989
In der Nikolaikirche in Leipzig findet das erste Friedensgebet statt.
Demonstriert wird für "Reisefreiheit statt Massenflucht".
30.9.1989
Bundesaußenminister Hans-Dietrich
Genscher
(1927 – 2016) gibt auf dem Balkon der BRD-Botschaft in Prag vor etwa 5.500 DDR-Bürgern
bekannt, dass ihrer Ausreise durch die DDR-Regierung zugestimmt wurde.
8.10.1989
Am Abend versammeln sich etwa 5.000 Demonstranten auf der
Prager Straße in Dresden. Sie werden von Polizeieinheiten
eingekesselt. Viele der Menschen setzen sich auf der Straße hin,
genau vor den Polizisten und rufen immer wieder "Wir bleiben hier!"
und "Keine Gewalt!"
In dieser Pattsituation - weder die Polizisten noch die Demonstranten
wissen, wie es weitergehen soll - nehmen Besonne unter den
Eingekesselten Kontakt zu den Polizeiführern auf und bitten
um einen Dialog mit Vertretern der Stadt Dresden. Die
Gruppe der 20
wird gebildet.
9.10.1989
In Leipzig demonstrieren etwa 70.000 Bürger, u. a. mit dem Ruf "Wir sind das Volk!"
16.10.1989
In Leipzig demonstrieren etwa 100.000 Bürger, u. a. mit dem Ruf "Wir sind das Volk!"
16.10.1989
Der weltbekannte Dresdener Physiker
Manfred
von Ardenne
(1907 – 1997) hält im Dresdner Kulturpalast eine denkwürdige Rede,
in der er tiefgreifende Reformen der Wirtschaft in der DDR fordert.
17.10.1989
Der Staatsratsvorsitzende der DDR und Generalsekretär der SED Erich
Honecker
(1912 – 1994) tritt von allen seinen Ämtern zurück. Sein Nachfolger wird Egon
Krenz
(geboren 1937).
9.11.1989
Die DDR-Grenzübergänge werden geöffnet.
17.12.1989
Eine Umfrage des ZDF und des Magazins "Der Spiegel" ergibt Überraschendes:
73 % wollen die DDR
als souveränen Staat behalten.
19.12.1989
Bundeskanzler Helmut
Kohl
(1930 – 2017) besucht Dresden und trifft sich mit dem Ministerpräsidenten der DDR Hans
Modrow
(geboren 1928).
18.3.1990
In der DDR finden Wahlen zur Volkskammer statt.
Sieger der Wahl ist die "Allianz für Deutschland", ein Wahlbündnis aus Christlich-Demokratischer
Union (CDU-Ost), Deutscher Sozialer Union (DSU) und dem Demokratischen Aufbruch (DA).
1.6.1990
Auf Beschluss der Stadtverordneten erhält die Stadt Chemnitz
ihren ursprünglichen Namen zurück. Seit 1.6.19553 hieß sie
Karl-Marx-Stadt. In einer Bürgerbefragung im April hatte sich
die Mehrheit der Befragten dafür ausgesprochen.
1.7.1990
Die Grenzen sind offen. Viele DDR-Bürger zieht es in den Westen.
Deshalb muss durch die Politik schnell gehandelt werden.
Die rasch durchgeführte
Währungsunion
in Deutschland soll den Strom der Übersiedler stoppen.
22.7.1990
Die Volkskammer der DDR beschließt die Wiedereinrichtung
der 1952 aufgelösten Länder zum 14. Oktober.
24.9.1990
In Berlin unterzeichnen der Minister für Abrüstung und Verteidigung Rainer
Eppelmann
(geboren 1943) für die DDR und der sowjetische Oberkommandierende der Vereinigten
Streitkräfte des Warschauer Vertrages General Pjotr Georgijewitsch
Luschew
(1923 – 1997) für die Sowjetunion einen Vertrag,
der den Austritt der DDR aus dem
Warschauer Vertrag
besiegelt und die Abwicklung der Nationalen Volksarmee (NVA) regelt.
3.10.1990
Mit der Eingliederung der DDR in die Bundesrepublik Deutschland und dem Beitritt
zum Grundgesetz wird der Freistaat Sachsen ein Bundesland der Bundesrepublik.
14.10.1990
Bei den Wahlen zum Sächsischen Landtag
(insgesamt 160 Sitze) erringt die Christlich Demokratische Union (CDU)
mit 53,8 % (92 Sitze) der Stimmen die absolute Mehrheit. Es folgen
die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD, 19,1 % = 32 Sitze),
die Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS, 10,2 % = 17 Sitze),
Neues Forum/Bündis 90/Grüne (5,6 % = 10 Sitze) und die Freie Demokratische
Partei (FDP, 5,3 % = 9 Sitze).
Weitere Parteien schaffen nicht den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde.
27.10.1990
Der Sächsische Landtag tritt in der Dreikönigskirche in Dresden
zu einer konstituierenden Sitzung zusammen. Als Ministerpräsident
des Freistaates Sachsen wird Prof. Kurt
Biedenkopf
(1930 – 2021) gewählt und vereidigt.
8.11.1990
Der sanierte Westteil der Brühlschen Terrasse wird durch Sachsens Ministerpräsident Kurt
Biedenkopf
(1930 – 2021) eingeweiht.
21.11.1990
Das sog. „Vereinigungsspiel“ zwischen den Fußball-Nationalmannschaften der DDR
und der BRD im Leipziger Zentralstadion wird wegen des Todes von Mike
Polley
(1972 – 1990) vom DFB abgesagt. Der 18-jährige Berlin-Fan war am 3.11. bei Ausschreitungen
um das Oberliga-Spiel zwischen dem FC Sachsen Leipzig und dem FC Berlin
von einem Polizisten erschossen worden.
2.12.1990
Bei den Wahlen zum 12. Deutschen Bundestag gewinnt die CDU/CSU (43,8 %).
Es folgen die SPD (33,5 %), die FDP (11,0 %), die Grünen (3,8 %), die PDS (2,4 %),
Bündnis 90 (1,2 %) und sonstige (1,4 %).
18.3.1991
In Leipzig fordern rund 70.000 Menschen im Rahmen der
Montags-Demo
ein Ende der arbeitsplatzvernichtenden Politik der Treuhand.
30.4.1991
In Zwickau rollt der 3.096.099ste und letzte Pkw "Trabant" vom Band.
27.8.1991
Der Oberste Sowjet der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR)
ratifiziert einen Vertrag über den
Abzug der Roten Armee
(340.000 Soldaten, 200.000 Zivilisten, 2,6 Mio. Tonnen Material und tausende
Waffensysteme) aus Deutschland bis zum Jahr 1994.
6.4.1991
Mitten in der Dresdner Innenstadt treiben Neonazis den Afrikaner
Jorge Gomondai
in den Tod.
19.10.1992
Die Mitbegründerin der Partei Die Grünen Petra
Kelly
(1947 – 1992) und ihr Lebensgefährte Gert
Bastian
(1923 – 1992) werden in ihrer Wohnung
tot aufgefunden.
Die genauen Umstände ihres Todes sind bis heute nicht ganz aufgeklärt.
12.6.1994
Bei der Europawahl stimmen die Wähler im Freistaat Sachsen mit 39,2 % für die CDU,
mit 21,0 % für die SPD, mit 16,6 % für die PDS, mit 5,9 % für Bündnis 90 / Die Grünen,
mit 3,8 % für die FDP, mit 3,5 % für die Republikaner
und mit 1,7 % für die DSU. Sonstige Parteien kommen insgesamt auf 8,2 %.
11.9.1994
Bei den Wahlen zum Sächsischen Landtag
(insgesamt 120 Sitze) erringt die Christlich
Demokratische Union (CDU) mit Ministerpräsident Kurt
Biedenkopf
(1930 – 2021)
mit 58,1 % (77 Sitze) der Stimmen die absolute Mehrheit. Es folgen
die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD, 16,6 % = 22 Sitze)
und die Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS, 16,5 % = 21 Sitze).
Weitere Parteien schaffen nicht den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde.
31.12.1994
Die am 1. Juli 1990 begonnene Arbeit der Treuhandanstalt (kurz:
Treuhand
genannt) wird durch deren Präsidentin Birgit
Breuel
(geboren 1937) für beendet erklärt. Die ehemalige DDR-Volkswirtschaft, deren Wert 1990
auf 600 Mrd. DM geschätzt wurde, gilt als privatisiert. Die Schulden aus dem Verkauf
belaufen sich auf 336 Mrd. DM (umgerechnet knapp 172 Mrd. Euro).
23.5.1995
Das
Bundesverfassungsgericht
urteilt, dass die Bestrafung von DDR-Bürgern, die in der BRD
für die DDR spioniert hatten, verfassungswidrig sei.
26.5.1997
Der geniale und vielfach preisgeehrte Dresdner Physiker Manfred Baron
von Ardenne
stirbt im Alter von 90 Jahren.
13.1.1998
Der Dresdner Kreuzkantor und Ehrenbürger der Stadt
Martin
Flämig
(1913 – 1998) stirbt in Dresden.
22.1.1999
Das Leipziger Landgericht verurteilt den gelernten Briefträger Gerd Uwe
Postel
(geboren 1958) zu vier Jahren Gefängnis, weil er sich in 37 Fällen des Betrugs,
der Urkundenfälschung und der unberechtigten Titelführung schuldig machte.
Postel
hatte zwischen 1995 und 1997 ohne entsprechende Ausbildung als
Oberarzt in der Psychiatrie im Klinikum Zschadraß bei Colditz gearbeitet.
19.9.1999
Bei den Wahlen zum Sächsischen Landtag
(insgesamt 120 Sitze) erringt die Christlich
Demokratische Union (CDU) mit Ministerpräsident Kurt
Biedenkopf
(1930 – 2021) mit 56,6 % (76 Sitze) der Stimmen die absolute Mehrheit. Es folgen
die Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS, 22,3 % = 30 Sitze)
und die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD, 10,7 % = 14 Sitze).
Weitere Parteien schaffen nicht den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde.