Geschichte Dresdens 1933
12.1.1933
Nationalsozialistische Stadtverordnete und Zuhörer beginnen
im Meißner Rathaus eine blutige
Schlägerei.
20.1.1933
Die SA provoziert in Aue eine
Saalschlacht
in einer SPD-Versammlung.
25.1.1933
Beim Überfall auf eine Versammlung im
Keglerheim
in der Dresdner Friedrichstadt erschießt die Polizei neun Arbeiter.
30.1.1933
Reichspräsident Paul
von Hindenburg
(1847 – 1934)
ernennt
Adolf
Hitler
(1889 – 1945) zum Reichskanzler.
30.1.1933, 21 Uhr
In Berlin feiern die Nazis mit einem mehrstündigen
Fackelzug
der Sturmabteilungen (SA), des Stahlhelms und der Schutzstaffel (SS)
die Ernennung ihres Führers Adolf
Hitler
(1889 – 1945) zum Reichskanzler.
12.2.1933
Die Arbeiterzeitung
"Die
Rote Fahne",
das Zentralorgan der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD),
wird verboten.
15.2.1933
Der bekannte deutsche, demokratisch und pazifistisch gesinnte Schriftsteller,
Theaterkritiker und Journalist Alfred
Kerr
(1867 – 1948), der zahlreiche Artikel gegen die Nazis veröffentlicht hatte,
flieht ins Exil
nach Prag, später über Paris nach London. Während der
Bücherverbrennungen
in Berlin werden auch seine Werke ins Feuer geworfen.
Am 25. August 1933 steht sein Name auf der ersten Ausbürgerungsliste,
mit der ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt wird.
25.2.1933
Der NSDAP-Gauleiter Martin
Mutschmann
(1879 – 1947) droht während einer Wahlversammlung in Glauchau mit einer
Bartholomäusnacht
für alle politischen Gegner.
25.2.1933
SA-Leute überfallen nachts den SPD-Reichstagsabgeordneten Dr. Kurt
Löwenstein
und seine Frau in seiner Wohnung und versuchen,
beide zu ermorden.
26.2.1933
In Dresden wird der Sozialdemokrat Berthold
Haupt
auf offener Straße erschossen.
1.3.1933
Die Polizei verhaftet in Dresden zahlreiche
KPD-Stadträte.
3.3.1933
In Berlin wird der Vorsitzende der Kommunistischen Partei
Deutschlands (KPD)
Ernst
Thälmann
(1886 – 1944) verhaftet.
Nach elfeinhalbjähriger Einzelhaft
wird er am 18. August 1944 im KZ Buchenwald ermordet.
5.3.1933
Bei der
Reichstagswahl
zum 8. Deutschen Reichstag (insgesamt 647 Sitze) in der Weimarer Republik wird
die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) mit 43,9 % (288 Sitze
im Reichstag) die stärkste Partei, gefolgt von der Sozialdemokratischen Partei
Deutschlands (SPD, 18,3 %, 120 Sitze), der Kommunistischen Partei Deutschlands
(KPD, 12,3 %, 81 Sitze), der Deutschen Zentrumspartei (Zentrum, 11,3 %, 73 Sitze),
der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot (Wahlbündnis aus DNVP, Stahlhelm, Landbund, 8,0 %,
52 Sitze, der Bayerischen Volkspartei (BVP, 2,7 %, 19 Sitze), der Deutschen
Volkspartei (DVP, 1,1 %, 2 Sitze), der Christlich-Soziale Volksdienst (CSVD,
1,0 %, 4 Sitze), der Deutschen Staatspartei (DStP, 0,9 %, 5 Sitze), der
Deutschen Bauernpartei (0,3 %, 2 Sitze) und dem Landbund (0,2 %, ein Sitz).
5.3.1933
In Chemnitz zwingen SA-Leute jüdische Bürger,
antifaschistische Losungen von Mauern abzuwaschen
(Chemnitzer
Osterwäsche).
7.3.1933
Bevor am 10. Mai 1933 am Opernplatz in Berlin die "Aktion wider den undeutschen Geist"
in einer großen Bücherverbrennung mündet, kommt es seit 7. März
in verschiedenen Städten Deutschlands zu vielen Bücherverbrennungen,
so in Dresden am 7. März vor der Volksbuchhandlung in der Neuen Meißner Straße,
am 8. März am Wettiner Platz und am 10. Mai an der Bismarcksäule
in Dresden-Räcknitz.
7.3.1933
In Dresden wird der Generalmusikdirektor der Dresdener Staatsoper (im Volksmund: die Semperoper) Fritz
Busch
(1890 – 1951) vor einer Rigoletto-Vorstellung von SA-Leuten
vom
Dirigentenpult gebrüllt
und muss sein Amt aufgeben. Er emigriert nach England.
8.3.1933
Am Wettiner Platz in Dresden
verwüsten
Angehörige der SA-Standarte 108 das Verlagsgebäude der SPD-Zeitung "Dresdner Volkszeitung".
10.3.1933
Die sächsische Regierung
tritt
zurück
– "unter dem Druck der Verhältnisse" heißt es offiziell.
Der zwei Tage zuvor zum Reichskommissar für Sachsen ernannte Manfred
von Killinger
(NSDAP, 1886 – 1944) übernimmt die Regierungsgewalt.
23.3.1933
Der Deutsche Reichstag beschließt mit den Stimmen der NSDAP, der DNVP, der
Zentrumspartei, der Bayerischen Volkspartei (BVP), der Deutschen
Staatspartei (DStP), dem Christlich-Sozialen Volksdienst (CSVd),
der Deutschen Volkspartei (DVP), der Bauernpartei und dem Landbund das
Ermächtigungsgesetz.
Damit wird der Reichstag faktisch ausgeschalten und die Verfassung
außer Kraft gesetzt.
23.3.1933
Die im August 1932 zum Tode verurteilten
Mörder von Potemba
werden amnestiert und vorzeitig aus der Haft entlassen.
1.4.1933
Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) zum
Boykott aller jüdischen Geschäfte, Warenhäuser, Kanzleien usw.
ab Samstag, den 1. April 1933 vormittags 10 Uhr auf.
7.4.1933
Das "Gesetz zur Wiederherstellung des Beamtentums" bewirkt die Versetzung
aller nichtarischen Beamten in den Ruhestand.
15.4.1933
Der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund (ADGB) begrüßt in einem
unterwirfischen Zeitungsartikel, dass der 1. Mai künftig als Feiertag – als
Tag der nationalen Arbeit
– gefeiert werden soll.
20.4.1933
Anlässlich des Geburtstages des Reichskanzlers Adolf
Hitler
(1889 – 1945) veröffentlicht die liberale Zeitung
"Dortmunder
General-Anzeiger"
ein Portrait. Die beigefügte Zeichnung stellt Adolf
Hitler
im Profil mit niedriger Stirn, fliehendem Kinn und tiefliegenden Augen dar.
Wegen dieser Hitler-Karikatur werden die Geschäftsräume und die Druckerei
der Zeitung von der SA besetzt. Das bis dahin unabhängige Blatt geht zwangsweise
in die Hände der NSDAP über.
25.4.1933
Die Aufnahme von Nichtariern an Schulen und Hochschulen wird eingeschränkt.
10.5.1933
In Berlin auf dem Opernplatz (heute: Bebelplatz) verbrennen Studenten,
Professoren und Nazi-Parteigrößen Bücher jüdischer, kommunistischer und
pazifistischer Schriftsteller. Ähnliche
Bücherverbrennungen
finden auch in 21 weiteren deutschen Universitätsstädten statt,
u. a. am
Bismarckturm
in Dresden.
10.5.1933
Unter falschen Anschuldigungen wird das komplette
SPD-Vermögen beschlagnahmt.
Damit verliert die größte Oppositionspartei ihre materielle Grundlage.
11.5.1933
Durch den Stadtrat von Dresden wird der Reichsstatthalter Martin
Mutschmann
(1879 – 1947) zum
Ehrenbürger von Dresden
ernannt.
21. – 26.6.1933
Köpenicker Blutwoche
19.8.1933
In Dresden wird der Antifaschist
Gerhard
Grabs
verhaftet.
Damit beginnt für ihn eine jahrelange Leidenszeit im Konzentrationslager Hohnstein,
im Zuchthaus Waldheim und im Konzentrationslager Buchenwald. Aber auch die eigenen
Genossen machen es dem selbstständig denkenden Trotzkisten nicht leicht.
13.9.1933
"Vererbungs- und Rassenlehre" wird Pflichtfach in den Schulen
15.9.1933
Der deutsche Kommunist und Anarchist
Max
Hoelz
stirbt
unter nicht ganz geklärten Umständen in der Sowjetunion.
23.9. – 18.10.1933
Die Nazis stellen in der
Ausstellung "Entartete Kunst"
im Lichthof des Dresdner Rathauses zahlreiche Gemälde und Skulpturen
verfemter Künstler aus.
26.10.1933
Nach der Gleichschaltung der deutschen Presse durch das am 4. Oktober 1933 durch die
Reichsregierung erlassene Schriftleitergesetz und dem Austritt Deutschlands aus dem
Völkerbund am 14. Oktober 1933 bekennen sich 88 deutsche Schriftsteller und Dichter im
Gelöbnis treuester Gefolgschaft
öffentlich zu Adolf
Hitler.
11.11.1933
Unter dem Titel "Mit Adolf Hitler für des deutschen Volkes Ehre, Freiheit und Recht!"
erfolgt in Leipzig das "Bekenntnis der Professoren von deutschen Universitäten und Hochschulen
zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat".