Geschichte Dresdens 1900 – 1918
27.7.1900
In Bremerhaven hält der deutsche Kaiser
Wilhelm II.
(1859 – 1941) vor den nach Ostasien abkommandierten Truppen seine berüchtigte
„Hunnenrede“,
in der er u. a. fordert „Kommt ihr vor den Feind, so wird derselbe geschlagen! Pardon
wird nicht gegeben! Gefangene werden nicht gemacht! Wer euch in die Hände fällt, sei
euch verfallen! Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen
Namen gemacht, der sie noch jetzt in Überlieferung und Märchen gewaltig erscheinen lässt,
so möge der Name Deutscher in China auf 1000 Jahre durch euch in einer Weise bestätigt
werden, dass es niemals wieder ein Chinese wagt, einen Deutschen scheel anzusehen!“
Die verabschiedeten Truppen gehören zum Expeditionskorps, das im Kaiserreich China bei
der Niederschlagung des Boxeraufstandes helfen sollte.
6.3.1901
In Bremen wird der deutsche Kaiser
Wilhelm II.
(1859 – 1941) bei einem Attentat durch den 20-jährigen Werftarbeiter Johann-Dietrich
Weiland
(1881 – 1939) am Kopf verletzt.
26.6.1901
Die Leipziger Bank stellt den Konkursantrag. Diese Insolvenz Bank stürzt
das Königreich Sachsen in eine schwere Wirtschafts- und Regierungskrise.
30.11.1901
Deutsche Truppen unterdrücken in der Kolonie Kamerun (Kamerun war von 1884
bis 1919 deutsche Kolonie.) bei Garoua einen Aufstand der Fulbe.
10.12.1901
Der schwedische König
Oskar II.
(1829 – 1907) verleiht zum ersten Mal den nach seinem Stifter Alfred
Nobel
(1833 – 1896) benannten Nobelpreis in Stockholm und Oslo an Deutschen Wilhelm Conrad
Röntgen
(1845 – 1923, Nobelpreis für Physik), den Niederländer Jacobus Henricus
van 't Hoff
(1852 – 1911, Nobelpreis für Chemie), den Deutschen Emil Adolf
von Behring
(1854 – 1917, Nobelpreis für Medizin), den Franzosen Sully
Prudhomme
(1839 – 1907, Nobelpreis für Literatur) sowie den Schweizer Henry
Dunant
(1828 – 1910) und den Franzosen Frédéric
Passy
(1822 – 1912, beide Friedensnobelpreis).
29.1.1902
Die SPD-Zeitung "Vorwärts" veröffentlicht ein Geheimpapier der Kaiserlichen Marine,
in dem der Staatssekretär des Reichsmarineamtes Großadmiral Alfred
von Tirpitz
(1849 – 1930) detailliert über
Rüstungspläne zur Flottenerweiterung
berichtet. Der Artikel weitet sich zu einem Skandal aus.
19.6.1902
König
Albert I.
von Sachsen
(1828 – 1902) stirbt in Sybillenort (Niederschlesien). Da seine Ehe mit Königin
Carola
(1833 – 1907) kinderlos blieb, wird sein jüngerer Bruder
Georg
(1832 – 1904) der sechste König von Sachsen.
15.11.1902
Die SPD-Zeitung "Vorwärts" outet den Industriellen und reichsten Mann
Deutschlands Friedrich Alfred
Krupp
(1854 – 1902) als
Homosexuellen.
Eine Woche später ist er tot, offiziell einem Hirnschlag erlegen.
In verschiedenen Zeitungen wird ein Selbstmord vermutet.
9.12.1902
In Dresden kommt es zu einem riesigen
Skandal am sächsischen Königshof,
nachdem die im Volk sehr beliebte, im Königshaus aber angefeindete
und mit Intrigen überladene Erzherzogin
Luise von Toskana
(1870 – 1947) mit ihrem Liebhaber aus der Stadt flieht.
16.6.1903
Bei der Wahl zum 11. Deutschen Reichstag (397 Sitze) erhält die Sozialdemokratische
Partei Deutschlands (SPD) wieder die meisten Stimmen (31,7 %). Aufgrund des
Mehrheitswahlrechts erhält die SPD aber nur 81 Sitze (20,4 %). Im „roten Sachsen“
gewinnt die SPD 22 der 23 Wahlkreise.
Die Zentrumspartei (19,7 %, 100 Sitze), die Nationalliberale Partei (NLP, 13,9 %,
51 Sitze), die Deutsch-Konservative Partei (DKP, 10,0 %, 54 Sitze), die
Regionalparteien (5,9 %, 32 Sitze) und die Deutsche Reichspartei (DRP, 3,5 %, 21 Sitze) folgen.
Damit behalten die konservativen Befürworter von Schutzzöllen und Flottenvorlage
eine komfortable Mehrheit (237 der 397 Sitze)
22.8.1903 – 18.1.1904
In der Textilarbeiterstadt Crimmitschau („Stadt der 100 Schornsteine“) streiken
teilweise über 9.300 Arbeiterinnen und Arbeiter in Dutzenden Spinnereien, Webereien,
Färbereien 21 Wochen lang für die Einführung des 10-Stunden-Tages. Erst 1908
beschließt der Deutsche Reichstag die Einführung des 10-Stunden-Tages.
12.1.1904
In der deutschen Kolonie Deutsch-Südwestafrika (heute: Namibia) erheben sich
die Einheimischen gegen die weißen Siedler. Der
Aufstand der Herero
wird bis 1908 mit brutaler Härte niedergeschlagen.
Im Verlauf des Kolonialkrieges erlässt der deutsche General Lothar
von Trotha
(1848 – 1920) seinen berüchtigten Schießbefehl
"Aufruf
an das Volk der Herero",
der als Vernichtungsbefehl die Grundlage für den Völkermord an den Herero und Nama
bildet.
15.10.1904
König
Georg von Sachsen
(1828 – 1904) stirbt in Pillnitz. Sein Nachfolger als siebenter
und letzter sächsische König wird sein ältester Sohn Friedrich
August III.
(1865 – 1932).
7.7.1905
Wegen ihrer Unzufriedenheit mit den politischen Verhältnissen
demonstrieren immer wieder die Arbeiter in zahlreichen Großstädten.
In Sachsen wird zudem das seit 1896 geltende ungerechte indirekte
Dreiklassenwahlrecht kritisiert. Als die Dresdner Stadtverordneten
eine undemokratische Gewichtung der Wahlstimmen nach sozialer
Schicht und Dauer des Bürgerrechts beschließen, kommt es auf den
Zuschauerrängen zu Tumulten.
Stinkbomben fliegen ins Stadtparlament.
16.8.1906
Der mehrfach vorbestrafte Hochstapler Friedrich Wilhelm
Voigt
(1849 – 1922) – besser bekannt als
Hauptmann von Köpenick
– besetzt mit einem Trupp gutgläubiger Soldaten
das Rathaus von Köpenick, verhaftet den Bürgermeister und stiehlt die Stadtkasse.
25.1.1907
Bei der Wahl zum 12. Deutschen Reichstag (397 Sitze) erhält
die Sozial-demokratische Partei Deutschlands (SPD) wieder
die meisten Stimmen (28,9 %). Aufgrund des Mehrheitswahlrechts
erhält sie aber nur 43 Sitze (10,8 %).
Im „roten Sachsen“ gewinnt die SPD acht der 23 Wahlkreise.
11.6.1908
Die Dresdner Hausfrau Melitta
Melitta
Bentz
(1873 – 1950) meldet den von ihr entwickelten Kaffeefilter
beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin an.
25.1.1909
In Sachsen wird nach massiven Protesten das bisher angewandte
indirekte Dreiklassenwahlrecht in ein an Besitz, Bildung und
Alter gekoppeltes Mehrstimmenwahlrecht (pro Wähler bis zu vier
Stimmen nach Bildung, Besitz und Alter) abgewandelt.
27.8.1910
Auf Initiative von Clara
Zetkin
(1857 – 1933) und Käte
Duncker
(1871 – 1953) beschließt in Kopenhagen die II. Internationale
Sozialistische Frauenkonferenz, jährlich einen
Internationalen
Frauentag
zu begehen. Dieser Kampftag für die Rechte der Frauen soll die Forderungen
von Millionen Frauen nach Wahlrecht, 8-Stunden-Tag, Lohngleichheit bei gleicher Arbeit
sowie Mutter- und Kinderschutz artikulieren.
Der erste Frauentag wird am 19. März 1911 begangen – dem Gedenktag für die Märzgefallenen
der 1848er Revolution. Ab 1921 gilt der 8. März als "Internationaler Frauentag".
12.1.1912
Bei der Wahl zum 13. Deutschen Reichstag (397 Sitze) erhält die
Sozial-demokratische Partei Deutschlands (SPD) wieder die meisten Stimmen (34,8 %),
so viel wie noch nie. Aufgrund des Mehrheitswahlrechts erhält sie aber nur 110
Sitze (27,7 %). Im „roten Sachsen“ gewinnt die SPD 19 der 23 Wahlkreise.
30.3.1912
Der bekannte Abenteuer-Schriftsteller
Karl
May
(1842 – 1912) stirbt
in seiner Villa in Radebeul. Mit seinen Romanfiguren Winnetou, Old Shatterhand
und Old Surehand zog er Millionen Leser in seinen Bann.
18.10.1913
Aus Anlass des 100. Jahrestages der Völkerschlacht (16. – 19.10.1813) weiht Kaiser
Wilhelm II.
(1859 – 1941) in Leipzig im Beisein fast aller deutschen Landesfürsten
– u. a. des Königs
Friedrich August III. von Sachsen
(1865 – 1932) – das Völkerschlachtdenkmal ein.
28.7.1914
Österreich-Ungarn erklärt Serbien den Krieg.
Vorausgegangen war ein Attentat einer bosnisch-serbischen Studentenorganisation,
die für die Befreiung Bosnien-Herzegowinas von der österreichisch-ungarischen
Besatzung kämpfte und am 28. Juni in der bosnischen Hauptstadt Sarajewo den
österreichisch-ungarischen Thronfolger Erzherzog
Franz Ferdinand von Österreich
(1863 – 1914) und dessen Frau erschoss. Österreich-Ungarn vermutete hinter
diesem Attentat die serbische Regierung, versicherte sich der bedingungslosen
Unterstützung durch das Deutsche Reich und setzte Serbien mit unannehmbaren
Forderungen (Ultimatum an Serbien vom 23. Juli) unter Druck.
Aus diesem am 28. Juli beginnenden lokalen Krieg zwischen Österreich-Ungarn und
Serbien entwickelt sich in den nächsten Tagen durch die Bündnisverpflichtungen
der einzelnen Länder ein europäischer Krieg: Deutschland erklärt am 1.8. erklärt
Russland den Krieg und Deutschland erklärt am 3.8. Frankreich den Krieg.
Da Deutschland für seinen Krieg gegen Frankreich seine Truppen durch die neutralen
Länder Belgien und Luxemburg marschieren lassen, erklären Großbritannien und sein
weltweites Herrschaftsgebiet am 4.8. Deutschland den Krieg. Spätestens ab jetzt
ist es ein Weltkrieg. Am 29.10. begann das Osmanische Reich im Schwarzen Meer mit
der Beschießung russischer Küstenstädte und trat damit an der Seite Deutschlands
und Österreich-Ungarns in den Krieg ein.
Am 6.4.1917 treten schließlich auch die USA in den Krieg ein.
31.7.1914
In einem Pariser Café wird der erklärte Kriegsgegner und für eine Aussöhnung
zwischen Deutschen und Franzosen eintretende Sozialist
Jean
Jaurès
(1859 – 1914) von einem französischen Nationalisten ermordet.
1.8.1914
Deutschland erklärt Russland den Krieg. Dies ist der Beginn des Ersten
Weltkrieges, in dem die Mittelmächte (auch: Dreibund, Deutschland mit
seinen Verbündeten Österreich-Ungarn und dem Osmanischen Reich, insgesamt
118 Mio. Einwohner) gegen die Entente (Russland, Frankreich, Großbritannien
und ab 1917 die USA, insgesamt 278 Mio. Einwohner) kämpfen und der letztlich
9 Mio. Soldaten und 6 Mio. Zivilisten sterben.
2.8.1914
König
Wilhelm II.
(1859 – 1941) ruft das ganze deutsche Volk, auch das Königreich Sachsen,
zu den Waffen. Die sächsische Armee wird als 3. Deutsche Armee eingesetzt
und tritt letztmalig mit einer eigenen Armee auf. Von 750.000 sächsischen
Soldaten fallen 229.000.
23.8.1914
Die am Überfall deutscher Truppen auf das neutrale Belgien beteiligte
Königlich-Sächsische Armee (3. Armee) unter Generaloberst Max Clemens Lothar Freiherr
von Hausen
(1846 – 1922) verübt in der belgischen Kleinstadt Dinant ein Massaker, tötet 674
Zivilisten und zerstört zwei Drittel der 1.800 Häuser. Erst 2001 erkannte die
Bundesregierung dieses Massaker als Kriegsverbrechen an.
26. – 30.8.1914
In der
Schlacht bei Tannenberg
besiegen 153.000 deutsche Soldaten unter den Oberbefehlshabern General Paul
von Hindenburg
(1847 – 1934) und Genral Erich
Ludendorff
(1865 – 1937) zwei 191.000 Soldaten starke russische Armeen.
Dabei sterben 3.436 deutsche Soldaten. Auf russischer Seite sind 30.000 Gefallene
oder Verwundete sowie 95.000 in Gefangenschaft geratene Soldaten zu beklagen.
4.10.1914
Prominente Künstler und Wissenschaftler, darunter 13 Nobelpreisträger, verneinen im
Manifest der 93
an die Kulturwelt mit einem sechsfachen "Es ist nicht wahr" deutsche Kriegsverbrechen
und die Alleinschuld Deutschlands am Ersten Weltkrieg.
7.11.1914
In Dresden werden mit einer
polizeilichen Verordnung
alle "feindlichen Ausländer" aufgefordert, die Stadt
innerhalb von zehn Tagen zu verlassen. Davon betroffen sind 2.000 Menschen.
10.11.1914
Im Rahmen der Ersten Flandernschlacht vom 20. Oktober bis 18. November 1914
zwischen den deutschen und den französisch-englischen Truppen findet in der Nähe
des belgischen Ortes Langemarck nahe der Stadt Ypern ein Gefecht statt, bei dem etwa
2.000 deutsche Soldaten – vorwiegend Ungediente und Kriegsfreiwillige – sterben.
Obwohl die deutschen Truppen kaum Geländegewinne erzielen können,
wird der Umstand, dass die Soldaten unter dem Gesang von
"Deutschland, Deutschland über alles" gegen die feindlichen Stellungen anstürmten,
fortan zur Herausbildung des
Mythos von Langemarck
genutzt.
2.12.1914
Als einziger Abgeordneter stimmt Karl Liebknecht (SPD) im Deutschen Reichstag
gegen
die Bewilligung der Kriegskredite.
Der sächsische Abgeordnete Otto
Rühle
(1874 – 1943) blieb der Abstimmung fern.
24.12.1914
Deutsche und britische Soldaten tragen am Heilig Abend ein
Fußballspiel
gegeneinander aus.
20.3.1915
Im Deutschen Reichstag stimmen Karl
Liebknecht
(1871 – 1919) und Otto
Rühle
(1874 – 1943) als einzige Abgeordnete gegen die Bewilligung der Kriegskredite.
22.4.1915
Die deutsche Armee setzt bei Ypern (Belgien) erstmals in der Kriegsgeschichte
Giftgas
ein. Dabei sterben etwa 5.000 Soldaten und werden etwa 20.000 schwer verletzt.
19.8.1915
Nachdem das deutsche U-Boot SM U 27 unter Kapitänleutnant Bernd
Wegener
70 Seemeilen vor der irischen Küste den britischen Frachter "Nicosian"
gestoppt, deren Besatzung in Rettungsboote gesetzt und den Frachter zur Versenkung
vorbereitet hatte, nähert sich unbemerkt die britische U-Boot-Falle HMS "Baralong"
unter Lieutenant Commander Godfrey
Herbert
(1884 – 1961). Es eröffnet sofort das Feuer und versenkt die U 27.
Auf Befehl des britischen Kapitäns werden die zwölf überlebenden Deutschen, die
im Wasser schwimmen oder sich an Bord der "Nicosian" gerettet haben, erschossen.
Die Baralong-Affäre führt zu jahrelangem diplomatischen
Auseinandersetzungen zwischen Deutschland und Großbritannien.
12.10.1915
In Brüssel wird die britische Krankenschwester Edith Louisa
Cavell
(1865 – 1915) von einem deutschen Militärgericht wegen Fluchthilfe für
alliierte Soldaten zum Tode verurteilt und durch Erschießen hingerichtet.
Sie gilt bis heute in Großbritannien und Belgien als Märtyrerin und Heldin.
Oktober 1915
In Chemnitz kommt es wegen der schlechten Versorgungslage und der geringen Aussicht
auf ein Kriegsende zum
"Butter-Krawall".
21.12.1915
Im Deutschen Reichstag stimmen außer Karl
Liebknecht
(1871 – 1919) und Otto
Rühle
(1874 – 1943) erstmals auch 18 weitere
SPD-Abgeordnete gegen den neuen Kriegskredit.
Außerdem verlassen 22 Sozialdemokraten den Saal, um sich somit nicht
an der Abstimmung beteiligen zu müssen.
1.5.1916
In Dresden, Leipzig, Pirna und Chemnitz demonstrieren die Menschen für Frieden.
13. - 15.5.1916
In Leipzig kommt es wegen der Herabsetzung der Lebensmittelrationen
und der tageweisen Schließung von Lebensmittelgeschäften zu Krawallen,
die von der Polizei nicht mehr zu unterbinden waren. Schließlich musste
das Militär für Ruhe sorgen. Mindestens ein Mensch starb.
2.11.1916
Der Frust der deutschen Bevölkerung über den andauernden Krieg entlädt sich in
"Frieden! Frieden!"-Rufen
während einer Antikriegsdemonstration in Berlin.
9.1.1917
Die deutsche Oberste Heeresleitung beschließt, den
U-Boot-Krieg
uneingeschränkt wieder aufzunehmen.
19.1.1917
Der deutsche Staatssekretär Arthur
Zimmermann
(1864 – 1940) sendet über die deutsche Botschaft in Washington (USA)
eine verschlüsselte Nachricht (das
Zimmermann-Telegramm)
an den deutschen Gesandten in Mexiko.
Ziel war ein Bündnis zwischen dem Deutschen Reich und Mexiko für den Fall,
die USA würden im Ersten Weltkrieg ihre Neutralität
aufgeben. Das Telegramm wurde vom britischen Marinegeheimdienst
abgefangen und entschlüsselt, es brachte Deutschland
in große diplomatische Verlegenheit und trug entscheidend
zum Kriegseintritt der USA gegen Deutschland am 6. April 1917 bei.
8.2.1917
Der Präsident des Kriegsernährungsamtes erlaubt ab sofort
das Verwenden von Futterrüben beim Herstellen von Brotteig.
(Kohlrübenwinter)
7.4.1917
In seiner Osterbotschaft
verspricht der deutsche Kaiser
Wilhelm II.
(1859 – 1941) nach einem "glücklichen Ende des Krieges"
Änderungen der Verfassung sowie das Ersetzen des
Dreiklassenwahlrechts in Preußen durch ein geheimes und direktes
Wahlrecht.
1.5.1917
Im Plauenschen Grund in Dresden demonstrieren hunderte Arbeiter für
Frieden.
19.7.1918
Ein schwerer Brand in der Kartuschierfabrik in Plauen (Vogtland)
fordert 301 Todesopfer, darunter 296 Arbeiterinnen.
Wegen der großen Hitze hatte sich das Schießpulver selbst entzündet.
Das Feuer verbreitete sich rasend schnell. Die Fenster waren vergittert.
Türen ließen sich nicht öffnen, weil die fliehenden Frauen
in panischer Angst dagegen drückten.
Mangelnder Arbeitsschutz war letztlich die Ursache, nicht „vom Feind
gedungene Verräter“.
11.10.1918
In der SPD-Zeitung
"Dresdner
Volks-Zeitung"
erscheint ein Artikel über die Bedeutung des Weltkrieges: "... aber ebenso
sicher ist auch, daß er den Anstoß zu vielen technischen Erfindungen und
Verbesserungen gegeben, die Betriebs- und Kapitalskonzentration gefördert,
neue Industrien ins Leben gerufen hat, und daß daher, wenn es wieder an
das Aufbauen des Zerstörten geht, dieses Aufbauen mit ganz anderen Mitteln
und in ganz andrer Weise erfolgen wird, als vor vierzig, fünfzig Jahren. ..."
24.10.1918
Als die deutsche Seekriegsleitung befiehlt, die vor Wilhelmshaven ankernde
deutsche Kriegsflotte solle gegen die britische Royal Navy in eine letzte
Schlacht auslaufen, meutern einige Schiffsbesatzungen. Die Matrosen sind
kriegsmüde und wollen angesichts der feststehenden Kriegsniederlage
Deutschlands nicht den sinnlosen Märtyrertod sterben. Diese Schiffe werden
nach Kiel zurückbeordert. In Kiel verbrüdern sich die meuternden Matrosen
mit den ebenfalls kriegsmüden Arbeitern
(Kieler Matrosenaufstand).
Das wird zum Auslöser der Revolution von 1918/19 (nicht zutreffend ist
die Bezeichnung
Novemberrevolution).
4.11.1918
Kieler Matrosenaufstand
6.11.1918
In der Fliegerkaserne in Großenhain wählen 3.000 Soldaten der Fliegerkaserne
den ersten Soldatenrat Sachsens als Antikriegsorgan.
7.11.1918
Die Mehrheitssozialisten (MSPD) stellen ein
Ultimatum
und fordern die sofortige Abdankung von Kaiser
Wilhelm II.
(1859 – 1941).
8.11.1918
In Dresden, Leipzig, Chemnitz und weiteren Städten übernehmen Arbeiter- und Soldatenräte
die Macht. Dies ist der Beginn der Revolution. Der sächsische König Friedrich
August III.
(1865 – 1932) flieht nach Schloss Moritzburg.
9.11.1918
Gegen Mittag verkündet Reichskanzler Max
von Baden
(1867 – 1929) eigenmächtig die Abdankung des deutschen Kaisers
Wilhelm II.
(1859 – 1941) und den Thronverzicht des Kronprinzen Wilhelm
von Preu0en
(1882 – 1951) und übergibt sein Amt dem Führer der Sozialdemokratischen
Partei Deutschlands (SPD) Friedrich
Ebert
(1871 – 1925).
Um 14 Uhr verkündet Philipp
Scheidemann
(SPD, 1865 – 1939) die
"deutsche Republik".
Um 16 Uhr proklamiert Karl
Liebknecht
(Spartakusbund, 1871 – 1919) die "freie sozialistische Republik Deutschland".
Am späten Abend besetzen in Dresden Demonstranten das
Haupttelegrafenamt, das Generalkommando des Heeres, das Polizeipräsidium
und das Regierungsviertel. Der Arbeiter- und Soldatenrat übernimmt die Macht.
Der sächsische König Friedrich
August III.
(1865 – 1932) verlässt am Abend das Residenzschloss und
flieht nach Moritzburg.
10.11.1918
In Sachsen erklärt der neugebildete Vereinigte Revolutionäre Arbeiter- und Soldatenrat
(Rechte, Zentrum und SPD) den sächsischen König Friedrich
August III.
1865 – 1932) für abgesetzt und die Monarchie für beendet.
Der SPD-Politiker Hermann
Fleißner
(1865 – 1939) ruft im Zirkus Sarrasani am Königin-Carola-Platz (heute: Carola-Platz)
den Freistaat Sachsen als Republik Sachsen aus.
11.11.1918
Mit der Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens durch Matthias
Erzberger
(1875 – 1821) und den Oberbefehlshaber der Entente Ferdinand
Foch
(1851 – 1929) in einem Eisenbahnwaggon im Wald von Compiègne bei Paris
endet der Erste Weltkrieg.
12.11.1918
Mit ihrem
"Aufruf an das deutsche Volk"
verkündet der Rat der Volksbeauftragten (also: die deutsche Regierung),
dass vom 1. Januar 1919 an der achtstündige
Arbeitstag sowie das freie, geheime, aktive und passive
Wahlrecht für Frauen
und Männer ab 20 Jahre gelten soll.
14.11.1918
In Sachsen konstituiert sich der "Rat der Volksbeauftragten" unter Führung von Richard
Lipinski
(USPD, 1867 – 1936). Ihm gehören je drei Mitglieder der SPD und USPD an.
15.11.1918
Die Großindustriellen und die Gewerkschaften vereinbaren im
Stinnes-Legien-Abkommen
die Anerkennung der Koalitionsfreiheit, die Regelung der Arbeitsbedingungen
in Tarifverträgen und die tägliche Arbeitszeit bei maximal acht Stunden.
15.11.1918
Der "Rat der Volksbeauftragten" unter Führung von Richard
Lipinski
(USPD, 1867 – 1936) übernimmt als erste sächsische Staatsregierung die Macht.
28.11.1918
In Sachsen wird das allgemeine, gleiche, unmittelbare und geheime
Verhältniswahlrecht für Frauen und Männer über 21 Jahre eingeführt.