Geschichte Dresdens im 15. Jahrhundert
21.10.1401
Der Seeräuber Klaus
Störtebeker
wird mit 72 seiner Gefährten auf dem Grasbrook vor Hamburg enthauptet.
Die Vitalienbrüder waren im April von mehreren Kriegsschiffen der Hanse
vor Helgoland gestellt und gefangen genommen worden.
Der Senat von Hamburg verurteilte alle zum Tode.
7.2.1402
Der Markgraf von Meißen
Friedrich IV. der Streibare
(1370 – 1428) heiratet die erst siebenjährige
Katharina von Braunschweig-Lüneburg
(1395 – 1442).
1402
Im Rahmen der
Dohnaischen
Fehde
überfällt eine Reiterschar – vermutlich Abgesandte des Ritters
von Kolditz –
den Diener Jonas Daniel
und vier Knappen, die die beiden Kinder des Burggrafen
von Dohna
nach Königsbrück in Sicherheit bringen wollen.
21.12.1403
Der Markgraf von Meißen
Wilhelm I.
(1343 – 1407, auch: Wilhelm der Einäugige) verleiht
Altendresden das Stadtrecht.
1407
Handwerkeraufstand in Zittau
6.10.1408
Der böhmische König
Wenzel IV.
(1361 – 1419) hält ein
grausames Blutgericht in Bautzen
gegen die Handwerker, die seit drei Jahren die Führung in der Stadt
innehatten.
18.1.1409
Der König von Böhmen
Wenzel IV.
(1361 – 1419), der von 1376 bis zu seiner Absetzung 1400 römisch-deutscher
König war, ändert das Stimmenverhältnis in den Gremien der Karls-Universität
in Prag – das
Kuttenberger Dekret.
Bisher hatten Böhmen, Bayern, Sachsen und Polen je eine Stimme, fortan
erhielten die Böhmen drei Stimmen und die anderen drei (Bayern, Sachsen
und Polen) insgesamt nur noch eine Stimme. Dieses Dekret führt zu einer
Abwanderungswelle deutscher Studenten und Professoren aus Prag nach Leipzig,
wo am 2. Dezember 1409 die Universität Leipzig feierlich eröffnet wird.
15.7.1410
In der Schlacht bei Tannenberg
wird das 11.000 Ritter starke Heer des Deutschen Ordens
durch das vereinigte polnisch-litauische Heer des polnischen Königs
Władysław II. Jagiełło
(1362 – 1434) und seiner russisch-tatarischen Hilfstruppen
vernichtend geschlagen.
5.11.1414 – 22.4.1418
Auf Betreiben des römisch-deutschen Königs
Sigismund
(1368 – 1437) beruft der Gegenpapst
Johannes XXIII.
(1370 – 1419) zur Versammlung der Kirchenführung nach Konstanz
(Konzil zu Konstanz) ein.
Gastgeber ist der Fürstbischof
Otto III. von Hachberg
(1388 – 1451).
6.7.1415
Trotz der Zusicherung des deutschen Königs
Sigismund
(1368 – 1437) auf freies Geleit für Hin- und Rückreise sowie für seinen
Aufenthalt während des Konzils wird der tschechiche Reformator
und 1409/1410 zeitweilige Rektor der Karls-Universität von Prag Jan
Hus
(1372 – 1415) in Konstanz gefangen genommen, zum Tode verurteilt und
schließlich auf Befehl des Königs öffentlich verbrannt.
1416
Im ganzen Sachsenland herrscht die
Pest,
auch in Dresden.
13.10.1417
Das
Gericht
der Stadt Dresden verurteilt sechs Angeklagte zu harten Strafen.
30.7.1419
Anhänger des vor vier Jahren in Konstanz auf dem Scheiterhaufen
als Ketzer verbrannten Jan
Hus
(1372 – 1415) stürmen das Rathaus in Prag, um dort gefangene
Hussiten zu befreien. Sie werfen den Bürgermeister und mehrere Ratsherren
aus dem Fenster und töten sie anschließend. Dieser Erste
Prager Fenstersturz
löst die Hussitenkriege (1419 – 1435) aus.
5.8.1421
Der Markgraf von Meißen
Friedrich IV. ,
der Streitbare (1370 – 1428) nimmt im Rahmen der Hussitenkriege (1419 – 1439)
an der Seite des römisch-deutschen Königs
Sigismund
an der Schlacht bei Brüx (heute: Most in Tschechien) teil,
in der die Hussiten geschlagen werden.
6.1.1423
Der König des Heiligen Römischen Reiches
Sigismund
(1368 – 1437) ernennt den Markgrafen von Meißen und Landgrafen von Thüringen
Friedrich IV. ,
der Streitbare (1370 – 1428) zum Kurfürsten
Friedrich I. von Sachsen
und zum Herzog von Sachsen-Wittenberg.
Vorausgegangen war die Teilnahme des Markgrafen an der Schlacht bei Brüx
(heute: Most in Tschechien) am 5. August 1421, in der König einen der wenigen Siege
über die Hussiten errang.
17.1.1424
Die sechs Kurfürsten des Heiligen Römischen Reiches, unter ihnen
Friedrich I. von Sachsen ,
(1370 – 1428) treffen sich in Bingen am Rhein ("Binger Kurverein") und
verabreden ein gemeinsames Vorgehen gegen die Hussiten. Da der römisch-deutsche König
Sigismund
(1368 – 1437) nach Ungarn gegangen war und aus ihrer Sicht damit
das Heilige Römische Reich im Stich ließ,
übernehmen sie die Hoheit über das Reich. Der vor einem Jahr von König
Sigismund
zum Kurfürsten erhobene
Friedrich I. von Sachsen
steht damit auf der Seite der kurfürstlichen Opposition gegen den König.
In den folgenden Jahren gelingt es aber König
Sigismund,
zwei der sechs Kurfürsten (u. a. den Kurfürsten
Friedrich I. von Sachsen )
wieder auf seine Seite zu ziehen, sodass die kurfürstliche Opposition
auseinanderbricht.
1.8.1425
Der römisch-deutsche König
Sigismund
(1368 – 1437) belehnt in einer Feier in Ofen (heute: Buda, Stadtteil von Budapest)
Friedrich IV. der Streibare
(1370 – 1428) mit der
Kurfürstenwürde.
Fortan nennt er sich Kurfürst
Friedrich I. von Sachsen.
Dem nach Ungarn vor den Hussiten ausgewichenen König war es damit gelungen,
den zwischenzeitlich zur kurfürstlichen Opposition gegen ihn gehörenden
Kurfürsten von Sachsen wieder auf seine Seite zu ziehen.
16.6.1426
In der Schlacht bei Aussig (heute: Ústí nad Labem) erleidet
ein 36.000 Soldaten starkes sächsisch-thüringisches Heer eine
vernichtende Niederlage gegen die Hussiten. Etwa 12.000 Soldaten
sterben, die meisten Überlebenden geraten in Gefangenschaft.
Die bis dahin zur Mark Meißen gehörende Stadt Aussig fällt
in die Hände der Hussiten.
25.7.1429
In Plauen schließen die Wettiner und die Hohenzollern ein Bündnis gegen die Hussiten.
Oktober 1429
Ein
Hussiten-Heer unter Andreas
Prokop
(1380 – 1434, auch:
Prokop der Kahle oder
Prokop der Große)
brennen die Dresdner Vorstädte und Altendresden ab.
6.12.1429
In Bautzen wird der Stadtschreiber Peter
Prischwitz
hingerichtet.
Er wollte die durch die Hussiten belagerte Stadt verraten.
23.8.1432
Kurfürst
Friedrich II. von Sachsen
(1412 – 1464) schließt einen Friedensvertrag mit den Hussiten.
12.10.1435
In Straubing wird Agnes
Bernauer
(1410 – 1435), die nicht standesgemäße Frau des Erbprinzen Herzog
Albrecht III. von Bayern-München
(1401 – 1460) auf Befehl seines Vaters, Herzog
Ernst von Bayern-München
(1373 – 1438), als Hexe in der Donau ertränkt.
23.9.1438
Das sächsische Heer unter Kurfürst
Friedrich II. der Sanftmütige
(1412 - 1464) gewinnt in der Schlacht bei Sellnitz
gegen die Überreste des Heeres der Hussiten.
Die Hussitenkriege neigen sich damit endgültig dem Ende zu.
1439
In Dresden wütet die
Pest,
wie gleichzeitig im ganzen Land.
16.7.1445
In Altenburg legen die sächsischen Stände einen Plan zur Teilung
des wettinischen Gesamtlandes zwischen den beiden zerstrittenen
Brüder Kurfürst
Friedrich II. der Sanftmütige
(1412 – 1464) und Herzog
Wilhelm III. der Tapfere von Sachsen
(1425 – 1482) vor.
Friedrich II.
erhält die Mark Meißen, Altenburg, Zwickau und das Kurland,
Wilhelm III.
Thüringen und Franken.
Diese Altenburger Teilung bestätigt am 1. April 1446
der römisch-deutsche König
Friedrich III.
(1415 – 1493, ab 1452 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches).
Der Streit der beiden Brüder geht trotz der Teilung weiter und
führt zum Sächsischen Bruderkrieg (1446 – 1451), der erst
am 27. Januar 1451 mit dem Naumburger Frieden endet.
1446 – 1451
Nach dem Tod des Kurfürsten
Friedrich I. der Streitbare
(1370 – 1428) im Jahr 1428 regieren seine beiden Söhne Kurfürst
Friedrich II. der Sanftmütige
(1412 – 1464) und Herzog
Wilhelm III. der Tapfere von Sachsen
(1425 – 1482) gemeinsam das Land 17 Jahre lang. Böse Zwietracht führt zum
grausam geführten und sinnlose Verheerungen im Land hervorrufende
sächsischen
Bruderkrieg.
Mit dem Frieden von Naumburg
am 27. Januar 1451 endet dieser Bruderkrieg.
Verwickelt und arg betroffen von diesem Bruderkrieg ist auch der Ritter Kunz
von Kaufungen
(1410 – 1455), der in den Diensten des Kurfürsten
Friedrich II. der Sanftmütige
(1412 – 1464) steht, von diesem betrogen und später
hingerichtet
werden wird.
1450
In Dresden wütet die
Pest.
Ein Drittel der Einwohner wird hinweggerafft.
27.1.1451
Frieden von Naumburg
14.7.1455
Der sächsische Adlige Kunz
von Kaufungen
(1410 – 1455) wird auf dem Obermarkt
in Freiberg durch Enthauptung hingerichtet
(Altenburger Prinzenraub).
25.4.1459
Im Vertrag von Eger (tschechisch: Cheb) einigen sich
das Königreich Böhmen und das Kurfürstentum Sachsen über den gemeinsamen
Grenzverlauf auf der Höhe des Erzgebirges und der Mitte der Elbe.
11.11.1459
In Eger (tschechisch: Cheb) wird der 15-jährige Herzog von Sachsen
Albrecht
(1443 – 1500), Sohn des Kurfürsten von Sachsen
Friedrich II. der Sanftmütige
(1412 – 1464), mit der 10-jährigen
Sidonie
(1449 – 1510), Tochter des böhmischen Königs
Georg von Podiebrad
(1420 – 1471), verheiratet.
Sidonie
folgt ihrem Gatten nach Meißen. Die Ehe wird am 11. Mai 1464 vollzogen.
Damit wird der am 25. April geschlossene Vertrag von Eger
besiegelt.
1463
Im ganzen Römischen Reich grassiert die
Pest.
Fast kein Ort bleibt verschont, auch Dresden nicht.
7.9.1464
Der Kurfürst von Sachsen
Friedrich
II. der Sanftmütige
(1412 – 1464) stirbt in Leipzig. Seine beiden Söhne
Ernst
(1441 – 1486) und
Albrecht
(1443 – 1500) übernehmen zunächst gemeinsam die Regierung.
4.4.1465
Die sächsischen Herzöge
Ernst
(1441 – 1486) und
Albrecht
(1443 – 1500) sowei ihr Onkel
Wilhelm III. der Tapfere
(1425 – 1482) richten für die Mark Meißen und Thüringen ein neues Münzsystem
(die Leipziger Münzreform") ein.
1469
Streik der Bergarbeiter auf dem Geisingberg (Osterzgebirge)
19.7.1476
In Würzburg wird der Viehhirt
Hans Böhm
(auch: Pfeiferhannes, Pfeiferhänslein, der Pfeifer von Niklashausen)
auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Der Viehhirte, der Analphabet war
und nicht einmal das Vaterunser aufsagen konnte, zog mit seiner Herde
viel im Land herum und wusste um die arge Not der Bauern. Nach einer
Marienerscheinung entwickelte er sich zum Prediger und fand immer mehr
Zuhörer und Anhänger. In seinen Ansprachen an das Volk forderte er die
Abschaffung aller Standesunterschiede, Abgaben und Frondienste, die
Überführung des privaten Besitzes an Feldern, Wiesen, Weiden, Wäldern
und Gewässern in gemeinschaftliches Eigentum. Jeder solle seinen
Lebensunterhalt mit eigener Hände Arbeit verdienen und brüderlich mit
den Bedürftigen teilen. Dem habgierigen Adel und der hohen Geistlichkeit
drohte er den baldigen Untergang durch ein furchtbares Strafgericht Gottes
an. Immer mehr Zuhörer wallfahrten zu ihm, bis zu 40.000 sollen es im Juni
gewesen sein (zum Vergleich: Die Einwohnerzahl der Stadt Würzburg betrug
damals 5.000). Weil der charismatische Laienprediger nicht nur über die
Not der einfachen Menschen und über die Ketzereien der Hussiten sprach,
sondern auch Kritik an der weltlichen und kirchlichen Obrigkeit übte,
wurde er auf Befehl des Fürstbischofs von Würzburg
Rudolf II. von Scherenberg
(1401 – 1495) am 13. Juli verhaftet, „peinlich befragt“, zum Tode
verurteilt und schließlich als Ketzer verbrannt. Seine Asche wird in den
Main geschüttet.
17.9.1482
Der Landgraf von Thüringen
Wilhelm III. der Tapfere
(1425 – 1482), der jüngste Sohn des sächsischen Kurfürsten
Friedrich I. der Streitbare
(1370 – 1428), stirbt. Er hat zwar zwei Töchter, aber keine Söhne.
So fallen seine Besitzungen an das Kurfürstentum Sachsen seiner Neffen
Ernst
(1441 – 1486) und
Albrecht
(1443 – 1500) zurück. Damit ist der gesamte Besitz der Wettiner letztmalig vereinigt.
1484
In Dresden wütet die
Pest
sehr heftig.
11.11.1485
Nachdem sich bereits am 17. Juni 1485 die wettinischen Herzöge von Sachsen,
Ernst
(1441 – 1486) und
Albrecht
(1443 – 1500), geeinigt hatten, Sachsen zwischen den beiden Brüdern
aufzuteilen, stimmt am 11. November 1485 der Landtag in Leipzig dem
Teilungsvertrag zu. Am 24. Februar 1486 bestätigt der Kaiser
des Heiligen Römischen Reiches
Friedrich III.
(1415 – 1493) die Teilung.
Ernst
teilt den Besitz,
Albrecht
darf aus den beiden Teilen einen auswählen.
Er wählt den meißnerischen Teil, während
Ernst
den thüringerischen Teil erhält und Weimar zur Residenz macht.
Laut Teilungsvertrag behält
Ernst
als der ältere der beiden Brüder die Kurfürstenwürde. Diese
Leipziger Teilung
gilt als die größte Fehlentscheidung in der Geschichte Sachsens,
führt zur Schwächung Sachsens und zum Aufstieg Brandenburg-Preußens.
1487
Handwerkeraufstand in Zittau
24.10.1492
Vor den Toren der Stadt Sternberg (Mecklenburg) werden 27 Juden auf dem
Scheiterhaufen verbrannt. Alle anderen Juden (247 Personen) mussten
Mecklenburg verlassen. Ihr Vermögen wurde von den Mecklenburger Herzögen
eingezogen, alle Schulden an die Juden wurden gelöscht. Erst Anfang des
18. Jahrhundert siedeln sich wieder Juden in Mecklenburg an.
Damit endet der Sternberger Hostienschänderprozess (auch:
Sternberger Judenprozess, Sternberger Judenpogrom), der auf der
Anschuldigung des Hostienfrevels und durch Folter erzwungenen
Geständissen basierte.
Dezember 1495
In Zittau will der Bürgermeister Hans
Pabst
gegen Aufrührer hart vorgehen. Doch diese
kommen ihm zuvor und so wird
Zittaus Bürgermeister hingerichtet.
Wenige Tage später werden die Aufrührer verurteilt
und ebenfalls hingerichtet.
1496
In Dresden wütet die
Pest.
1498
In Schneeberg und Annaberg kommt es zu Aufständen der Bergleute.