Im Oktober des nächsten Jahres erschienen von neuem kaiserliche Truppen
vor Leipzig. Diesmal war es der General Holk, der gefürchtete Unterfeldherr
Wallenstein, der Einlaß begehrte. Auch jetzt übergab sich die Stadt nach vorher-
gegangener Beschießung; die Pleißenburg, auf welcher immer noch der alte Bopelius
befehligte, zögerte jedoch noch. Als aber die Geschütze des Feindes gegen die Schloß-
mauern donnerten und die Platten und Brustwehren durchbohrt waren, als Holk
drohte, die Weiber und Kinder der auf der Pleißenburg befindlichen Streiter auf
den nahen Schanzen aufzustellen und sie so dem Feuer der Festung auszusetzen,
alsdann die Besatzung niederzumachen und den Kommandanten selbst über die Mauer
hängen zu lassen, da war des Hauptmanns Mut abermals zu Ende, und das
Schloß wurde von ihm geräumt. Für Bopelius hatte diese zweite Räumung des
Schlosses noch ein besonderes Nachspiel. Hatte ihm der Kurfürst schon nach der
ersten Übergabe sein Gut, das vor dem Petersthore gelegen war, mit Beschlag be-
legen lassen, so wurde jetzt der greise Mann verhaftet, um später in Dresden ent-
hauptet zu werden.
aus: "Bunte Bilder aus dem Sachsenlande", Band 2 (1894), Seite 299