Friedrich der Große, der einmal geäußert hatte, daß Sachsen einem Mehl-
sack gliche, der immer Mehl gäbe, so oft man drauf klopfe, scheint diese Ansicht
Leipzig gegenüber am rücksichtslosesten vertreten zu haben. Im Jahre 1756 rückten
20.000 preußische Soldaten unter dem Herzoge Ferdinand von Braunschweig
ein, nahmen alles Geld weg, das sich in den Staatskassen vorfand, verlangten
aber auch von der Stadt noch 500.000 Thaler nebst Speise und Trank. Ein
Jahr danach kam der König Friedrich selbst in die Stadt und behandelte
dabei die Einwohner sehr hart. Einige sächsische Landeskinder, die er in
preußische Uniformen gesteckt und zum Kampfe gegen ihr Vaterland gezwungen
hatte, waren ihm entlaufen. Zur Strafe dafür sollte Leipzig 900.000 bare Thaler
bezahlen. Da diese Summe nicht aufzutreiben war, nahm er die vornehmsten
Bürger der Stadt gefangen und führte sie als Geiseln nach Magdeburg. Den
Kaufleuten ließ er die Geschäftsbücher wegnehmen und gab sie ihnen erst zurück,
als die verlangte Summe herbeigeschafft war. Leider wiederholten sich derartige
Erpressungen noch sehr oft, und es ist nachgewiesen, daß Leipzig während des
siebenjährigen Krieges allein 10 Millionen Thaler an Preußen bezahlt hat.
aus: "Bunte Bilder aus dem Sachsenlande", Band 2 (1894), Seite 295