Der
Kapp-Putsch
in Dresden
Dresden, vom 13. bis 18. März 1920
aus: "Geschichte der Stadt Dresden" von Uwe Schieferdecker, 2003, Seite 114
Absperrung des Regierungsviertels in Berlin
aus: Fotothek der SLUB Dresden, Aufnahme-Nr.: df_hauptkatalog_0091254, Datensatz-Nr.: obj 90034447
aus: "Die sächsische Sozialdemokratie vom Kaiserreich bis zur Republik (1871 – 1923)", 1998, Seiten 244 bis 246
Auflösung der Marinebrigaden
Ehrhard und Löwenfeld.
Die beiden Marinebrigaden Ehrhard und Löwenfeld, die wäh-
rend des letzten Krieges meist da Verwendung fanden, wo die
Lage besonders ernst war, und die sich militärisch stets auf das
beste bewährt haben, werden infolge der Durchführung des
Friedensvertrages auf Anordnung des Reichswehr-
ministers am 10. März aufgelöst. Ein beträchtlicher Teil der
Offiziere, Chargierten und Mannschaften wird in die Marine
wieder eingegliedert.
Quelle: "Vossische Zeitung" vom 1. März 1920
Mit dem Marsch der 5.000 Mann starken Marinebrigade Ehrhardt
unter dem Kommando des republikfeindlichen Korvettenkapitäns Hermann
Ehrhardt
(1881 – 1971) am 13. März 1920 auf Berlin beginnt der Kapp-Lüttwitz-Putsch.
Reichskanzler Gustav
Bauer
(1870 – 1944, SPD), Reichspräsident Friedrich
Ebert
(1871 – 1925, SPD) und weitere Minister der verfassungsmäßigen Reichsregierung
und die Nationalversammlung fliehen erst nach Dresden, dann aber am 14.3. wegen
der unsicheren Haltung General
Maerckers
nach Stuttgart. Die Putschisten besetzen das Regierungsviertel in Berlin, Wolfgang
Kapp
(1858 – 1922) erklärt sich zum Reichskanzler und preußischen Ministerpräsidenten,
General Walther Freiherr
von Lüttwitz
(1859 – 1942) zum Reichswehrminister und Oberbefehlshaber. Er verspricht eine
starke Staatsgewalt, die Parteienregierung zu beenden und Streiks rücksichtslos
zu unterdrücken.
Zwar erscheint am 13. März in Berlin ein von
Ebert,
den SPD-Ministern und dem SPD-Vorsitzenden Otto
Wels
(1873 – 1939) unterzeichneter Aufruf zum Generalstreik.
Arbeiter! Parteigenossen!
Der Militärputsch ist da! Die Baltikum-Landsknechte,
die sich vor der befohlenen Auflösung fürchten, haben den Versuch
unternommen, die Republik zu beseitigen, und eine diktatorische
Regierung zu bilden.
Mit Lüttwitz und Kapp an der Spitze!
Arbeiter, Genossen!
Wir haben die Revolution nicht gemacht, um uns heute wieder
einem blutigen Landsknechtregiment zu unterwerfen. Wir paktieren
nicht mit den Baltikum-Verbrechern.
Arbeiter, Genossen!
Die Arbeit eines ganzen Jahres soll in Trümmer geschlagen,
Eure schwer erkaufte Freiheit vernichtet werden.
Es geht um alles! Darum sind die schärfsten
Abwehrmittel geboten.
Kein Betrieb darf laufen, solange die Militärdiktatur
der Ludendorffe herrscht!
Deshalb legt die Arbeit nieder! Streikt! Schneidet
dieser reaktionären Clique die Luft ab. Kämpft mit
jedem Mittel um die Erhaltung der Republik! Lasst
allen Zwist beiseite! Es gibt nur ein Mittel gegen
die Diktatur Wilhelms II.:
Lahmlegung jeden Wirtschaftslebens!
Keine Hand darf sich mehr rühren!
Kein Proletarier darf der Militärdiktatur helfen!
Generalstreik auf der ganzen Linie!
Proletarier vereinigt Euch! Nieder mit der Gegenrevolution!
Die sozialdemokratischen Mitglieder der Regierung:
Ebert, Bauer, Noske, Schlicke, Schmidt,
David, Müller.
Der Parteivorstand der Sozialdemokratischen Partei:
Otto Wels.
Aber kurze Zeit später distanzieren sich die Unterzeichner von diesem Aufruf.
Doch nun rufen die Gewerkschaften zum Generalstreik auf, der ab 15. März in ganz
Deutschland alle Betriebe und den Verkehr lahm legt.
In Berlin, wo es weder Strom, Gas noch Wasser gibt, hocken die Putschisten
bei Kerzenlicht in der Reichskanzlei.
Beim Generalstreik der Dresdener gegen den Kapp-Putsch am 15. März
schießt die Reichswehr auf dem Postplatz auf die Demonstranten.
Dabei sterben 59 Menschen. Bei Straßenschlachten in Leipzig sterben 40 Menschen.
Am 17. März treten
Kapp und
Lüttwitz
zurück, die Brigade Ehrhardt tötet am 18. März vor dem Brandenburger Tor in Berlin
12 Demonstranten, zieht sich dann aber zurück.
Quelle: Geschichte der deutschen Gewerkschaftsbewegung, Seiten 195 – 199
Quelle: Geschichte der deutschen Gewerkschaftsbewegung, Seiten 200 – 203