Albert Leo Schlageter wird hingerichtet

Düsseldorf, am 26. Mai 1923

Artikel in der ´Dresdner Anzeiger´ vom 12.5.1933

      Schlagetergedenkfeier auf den
      Rheinwiesen in Düsseldorf

      Rede des Kanzlers

      Wie der Amtl. Preuß. Pressedienst mitteilt,
veranstaltelt die Hitlerjugend Rheinland
und Westfalen am 28. Mai auf den Rheinwiesen
in Düsseldorf anläßlich der 10. Wiederkehr des
Todestages von Albert Leo Schlageter
eine Gedenkfeier. Der Führer und Volks-
kanzler Adolf Hitler wird sprechen. Zudem
werden u. a. die Reichsminister Göring, Dr.
Goebbels und der Reichsjugendführer der
NSDAP., Baldur v. Schirach, erscheinen.
      Der preußische Minister für Wissenschaft,
Kunst und Volksbildung hat für die Provinzen
Rheinland und Westfalen den 27. Mai zum
schulfreien Tag erklärt. An diesem Tage
marschiert die gesamte Jugend des rheinisch-
westfälischen Industriegebietes in der Holz-
heimer Heide, der Todesstätte Schlageters,
auf.

aus: "Dresdner Anzeiger" (Organ der Deutschen Staatspartei) vom 12. Mai 1933
Artikel in der ´Dresdner Anzeiger´ vom 11.5.1933

Gedenken von Leo Schlageter

widmet der Düsseldorfer Rennverein den für den
28. Mai ausgeschriebenen Renntag. Im Mittelpunkt
des Programms steht das Schlageter-Ge-
dächtnis-Rennen, für das Ministerpräsident
Hermann Göring einen Ehrenpreis gestiftet hat
und diesen dem siegreichen Reiter persönlich über-
reichen wird. Um dieses Rennen zu Ehren eines
Vorkämpfers für Deutschlands Freiheit gruppieren
sich Prüfungen, die an die Helden des Weltkrieges
erinnern sollen. Weddigen, Boelcke, Im-
melmann, Richthofen, Admiral Scheer
und Admiral Graf Spee, in deren Geist das
heutige Deutschland marschiert, liehen ihre Namen.

aus: "Dresdner Anzeiger" (Organ der Deutschen Staatspartei) vom 11. Mai 1933
Kapitänleutnant Otto Eduard Weddigen (1882 – 1915) starb als U-Boot-Kommandant im Ersten Weltkrieg.
Hauptmann Oswald Boelcke (1891 – 1916) starb als Jagdflieger im Ersten Weltkrieg.
Oberleutnant Max Franz Immelmann (1890 – 1916, der ´Adler von Lille´) starb als Jagdflieger im Ersten Weltkrieg.
Admiral Carl Friedrich Heinrich Reinhard Scheer (1863 – 1928) kommandierte die deutsche Kriegsflotte ...
Admiral Maximilian Reichsgraf von Spee (1861 – 1914) starb als Marineoffizier im Ersten Weltkrieg.
Reichsmarschall Hermann Göring (1893 – 1946) war ein führender Politiker während der Nazi-Zeit ...
aus: Deutschland in Ketten (1931), Seite 201
aus: Deutschland in Ketten (1931), Seite 202
aus: Deutschland in Ketten (1931), Seite 203

      Im Ruhrgebiet, wo die Franzosen sich um den Raub
der Kohlen mühen, entgleisen Eisenbahnzüge. Unsichtbare
Hände lähmen den Verkehr. Kanalschleusen werden ge-
sprengt. Die Franzosen verschärfen den Druck auf die Be-
völkerung. Neue Züge mit geraubtem Gut gehen in Trüm-
mer. Kundgebungen werden veröffentlicht, brutale Straf-
maßnahmen angedroht. Die fremden Räuber geraten in
fieberhafte Unruhe. Sie werden unsicher, sie fürchten sich,
sie müssen ihre Wachen verdoppeln und verdreifachen. Un-
heimlich bewegt sich die mißhandelte Erde unter ihren
Füßen.
      Anfang Mai gelingt den Fremden ein guter Fang.
      Sieben junge Deutsche stehen vor dem französischen
Kriegsgericht zu Düsseldorf. Alle sind aus dem unbesetzten
Gebiet herübergekommen. Ihr Führer heißt Albert Leo
Schlageter, aus Lörrach in Baden gebürtig. Er zählt acht-
undzwanzig Jahre. Er ging 1914 von der Schulbank fort
als Kriegsfreiwilliger ins Feld. Er machte den ganzen
Krieg mit und wurde Offizier. Er focht im Baltikum und
in Oberschlesien für sein unglückliches Vaterland. Nachher
verfolgten ihn die preußischen Behörden und erließen, als
sie seiner nicht habhaft wurden, einen Steckbrief hinter
ihm her, wie es bei Verbrechern und Spitzbuben geschieht.
Der preußische Steckbrief und bestochene Denunzianten lie-
ferten Schlageter an die Franzosen.
      Die sechs sind angeklagt, weil sie im Ruhrgebiet den
deutschen Behörden Nachrichten über die Pläne und die Be-
wegungen der Franzosen übergeben, weil sie auf Angehörige
der Besatzungsarmee Anschläge verübt, weil sie Eisenbahn-
gleise gesprengt haben. Das Urteil gegen Albert Leo Schla-
geter lautet auf Tod durch Erschießen.
      Schlageter hört den Spruch ruhig an. Er hat es vor-
her gewußt, die Kette seines Schicksals ist geschlossen. Er
ist seit zehn Jahren an den Umgang mit dem Tod gewöhnt.
Die Kugeln und Granatsplitter draußen haben ihn ver-
schont, die Schüsse der Revolutionäre im eigenen Land sind
an ihm vorübergegangen – der Steckbrief des Vaterlandes
hat es endlich erreicht, er wird auf einem Sandhaufen mit
verbundenen Augen sterben.
      Dies schreibt er aus der Zelle an seine Eltern: "Hört
das letzte, aber wahre Worte Eures ungehorsamen und un-
dankbaren Sohnes und Bruders. Von 1914 bis heute habe
ich aus Liebe und reiner Treue meine ganze Kraft und
Arbeit meiner deutschen Heimat gewidmet. Wo sie in Not
war, dorthin zog es mich, um zu helfen. Das letzte Mal hat
mir gestern mein Todesurteil gebracht ... Wie alle andern
Leute über mich urteilen mögen, denkt Ihr doch wenigstens
nicht schlecht von mir, bemüht Euch, das Gute zu sehen,
das ich gewollt habe. Das ist alles, was ich in diesem Leben
noch verlange ..."
      Am 18. Mai verwirft das Kriegsgericht die eingelegte
Revision. Vergeblich protestiert die Reichsregierung in
Paris gegen die Ungesetzlichkeit des Urteils. Es erfolgt
keine Antwort.
      Am 26. Mai wird Schlageter mitten in der Nacht in
seiner zelle geweckt. Man teilt ihm mit, daß am heutigen
Morgen das Urteil vollstreckt wird. Schlageter verlangt
Zettel und Bleistift und schreibt mit festen Zügen: "Liebe
Eltern! Nun trete ich meinen letzten Gang an. Also denn
auf ein frohes Wiedersehen im Jenseits!"
      Fünf Minuten sind für Beichte und Kommunion be-
willigt. Der französische Offizier fragt nach dem letzten
Wunsch. Eine Zigarette. Im verhängten Automobil geht´s
durch die noch schlafende Nacht nach dem Exerzierplatz auf
der Golzheimer Heide.
      Ein Steinbruch liegt da. An seinem Rand ist eine
Grube aufgeworfen, vor der Grube ist ein Pfahl in den
Boden gerammt. Eine französische Infanterieabteilung
steht unter Gewehr. Schlageter gibt seinen beiden Ver-
teidigern die Hand. Man führt ihn an den Pfahl und
bindet seine Arme fest. Ein französischer Sergeant drückt
den Aufrechtstehenden mit Gewalt in die Knie. Das De-
tachement legt die Gewehre an. Schlageter macht eine mäch-
tige Anstrengung, um sich aufzurichten. In diesem Augen-
blick klingt das Kommando.
      Ein Dutzend Schüsse krachen. Schalgeters Leib zuckt
und windet sich. Ein Sergeant geht hin, setzt die Pistole
an den Kopf und drückt ab.

aus: "Deutschland in Ketten" von Werner Beumelburg (1931), Seiten 201 – 203



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