Das berichtet die SPD-Zeitung "Dresdner Volkszeitung" (Seite 5) am 26. Januar 1933.
An die Arbeiterschaft Dresdens!
In der Nacht vom 25. zum 26. Januar sind in Dresden in einer kommunistischen
Versammlung
neun Arbeiter erschossen und elf schwer verletzt
worden. Große Aufregung herrscht in der Dresdner Bevölkerung über diesen blutigen
Vorfall. Gleichgültig, von welcher Seite der erste Schuss gefallen ist, ob von Versamm-
lungsbesuchern - wie das der Polizeibericht behauptet - oder von anderer Seite:
Zu einem solchen Blutbad in einer öffentlichen politischen Versammlung
durfte es nicht kommen.
Hauptschuld trifft jene Kreise, die die nach der Verfassung gewährleistete freie Meinungs-
äußerung unterbinden. Auf der anderen Seite muss auch gesagt werden, dass Provoka-
tionen, wie sie die Kommunisten immer wieder anwenden, zu schweren Auseinander-
setzungen führen müssen. Jahrelang haben die Kommunisten gegen sozialdemokratische
Beamte in leitenden Stellungen gewütet und gehetzt. Jetzt zeigt sich die Folge einer solch
verantwortungslosen Taktik für die Arbeiterschaft. Erst musste Menschenblut fließen, ehe
die Sinnlosigkeit der kommunistischen Politik allen Arbeitern klar wird.
Die Dresdner Arbeiterschaft trauert um die Toten als Opfer ihrer Klasse.
Die Sozialdemokratische Partei erhebt gegen das blutige Vorgehen der
Dresdner Polizei schärfsten Protest.
Sie wird in großen Protestkundgebungen zu der Situation Stellung nehmen.
Arbeiter! Parteigenossen! Gewerkschaftskollegen!
Folgt in diesen schweren Stunden nur den Parolen eurer Organisation!
Für euch sind maßgebend die Beschlüsse der Sozialdemokratie und der Eisernen Front.
Lasst euch nicht provozieren, lasst euch nicht missbrauchen, weder von Kommunisten
noch von Nationalsozialisten.
Es lebe die Freiheit!
Sozialdemokratische Partei Groß-Dresden.