Der Überfall auf den Sender Gleiwitz

Gleiwitz, am 31. August 1939


Artikel in der ´Sächsische Volkszeitung´ vom 1.9.1939

      Gemeinste Schmähreden auf Deutschland

                  Breslau, 1. September.
      Etwa um 20 Uhr am Donnerstag wurde der Sen-
der Gleiwitzdurch einen polnischen Ueberfall
besetzt. Die Polen drangen mit Gewalt in den Sende-
raum ein. Es gelang ihnen, einen polnischen Aufruf in
polnischer und zum Teil in deutscher Sprache zu ver-
lesen. Sie wurden aber schon nach wenigen Minuten
von der Polizei überwältigt, die von Gleiwitzer Rund-
funkhörern alarmiert worden war. Die Polizei mußte
von der Waffe Gebrauch machen, wobei es auf seiten
der Eindringlinge Tote gegeben hat.
      Nach den Mitteilungen des Polizeipräsidiums in Gleiwitz
ist eine Gruppe von polnischen Insurgenten kurz nach 20 Uhr
in das Gebäude des Senders Gleiwitz eingedrungen. Zu dieser
Zeit befand sich in dem Hause nur die übliche kleine Nacht-
wache, zumal der Sender Gleiwitz am Donnerstag anend kein
eigenes Sendeprogramm mehr durchführte, sondern die Sen-
dungen des Reichssenders Breslau übernahm. Die polnischen
Aufständischen müssen eine ausgezeichnete Ortskenntnis des
gesamten Sendegebäudes gehabt haben. Sie schlugen die Wache
nieder und stürmten sofort in den Senderaum. Auch das hier
anwesende geringe Sendepersonal wurde mit Stahlruten
und Totschlägern zu Boden geschlagen. Darauf schal-
teten sie den Sender Breslau aus und lasen über ein mit-
gebrachtes Handmikrofon über den Sender Gleiwitz einen vor-
bereiteten Aufruf in polnischer und zum Teil auch
deutscher Sprache vor. Die polnischen Insurgenten mel-
sich am Mikrofon als der „polnische Sender Gleiwitz“
und sprachen im Namen des „polnischen Freiwilligenkorps ober-
schlesischer Aufständischer“. Sie erklärten, daß sich Stadt und
Sender Gleiwitz in polnischen Händen befänden. Sie schlossen
gemeinste Schmähreden auf Deutschland an und
sprachen von einem polnischen Breslau und einem polnischen
Danzig. Der Aufruf war gekennzeichnet von dem Kommandanten
des polnischen Freiwilligenkorps.
      Die völlig überraschten Rundfunkhörer in Gleiwitz alar-
mierten sofort die Gleiwitzer Polizei. Diese war nach wenigen
Augenblicken zur Stelle, riegelte das Gelände ab, drang in
den Senderaum ein und schaltete den Sender ab. Die Aufstän-
dischen eröffneten auf die Polizei das Feuer. Nach kurzer
Gegenwehr gelang es der Polizei, alle Aufständischen
gefangenzunehmen, wobei ein polnischer Insur-
gent getötet wurde.

      Alle beteiligten Aufständischen festgenommen

      Bei den verhafteten polnischen Aufständischen wurde ein
Manuskript des bereits in polnischer und zum Teil in deut-
scher Sprache verlesenen Aufrufs gefunden. Vor dem Gebäude
wurde ein polnischer Insurgent, der als Posten dort zurück-
gelassen worden war, festgenommen. Die Vernehmungen
dauer noch an.
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Polens „Kriegsflotte“ aus der Ostsee geflüchtet
Danzig, 1. September
      Nach einwandfreien Beobachtungen deutscher See- und
Luftstreitkräfte haben drei polnische Zerstörer im Laufe
des Mittwochs die Ostsee beschleunigt verlassen. Sie wur-
den zuletzt bei Skagen mit westlichem Kurs gesichtet. Damit hat
der Hauptteil der polnischen Flotte, insbesondere die kampf-
kräftigsten Fahrzeuge, jede Verbindung mit Gdingen
aufgegeben.
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Deutsche Konsulate in Lemberg und Teschen
gewaltsam geschlossen

Die Konsuln nach Warschau gebracht
      Berlin, 1. September. Die deutschen Konsulate in Lemberg
und Teschen sind von den polnischen Sicherheitsbehörden
zwangsweise geschlossen und die Konsuln Selos und
von Dammenau mit dem Konsulatspersonal zur Uebersiedlung
nach Warschau genötigt worden.
Gegen die polnische Maßnahme der Schließung der beiden
Konsulate sind, wie wir hören, seitens des Auswärtigen Amtes
Vorstellungen bei der polnischen Regierung erhoben worden.
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Bombenattentat auf das deutsche Konsulat in Teschen
      Mährisch-Ostrau, 1. September. Polnische Aufständische
haben ein Bombenattentat auf das deutsche Konsulat in Teschen
verübt. Durch die Gewalt der Explosion wurde das Fülladenk-
mal zerstört. Zwei weitere Bombenattentate wurden gegen zwei
deutsche Druckereien in Teschen verübt.
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aus: "Sächsische Volkszeitung" vom 1. September 1939



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